COP26: Worum es bei der Weltklimakonferenz geht
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Die Botschaft von António Guterres war deutlich. „Die Tatsachen der Wissenschaft sind deutlich. Die Staats- und Regierungschefs müssen ebenso klar in ihren Plänen sein, um eine Klimakatastrophe zu vermeiden“, sagte der UN-Generalsekretär wenige Tage vor Beginn der Weltklimakonferenz (COP26) an diesem Sonntag im schottischen Glasgow. Die Ausgangslage für das Treffen ist verheerend. Denn obwohl sich die Staatengemeinschaft 2015 auf ein ambitioniertes Klimaabkommen verständigt hat, hinken die Länder bei der Umsetzung deutlich hinterher.
Gerade haben die Vereinten Nationen errechnet, dass alle internationalen Anstrengungen zusammengefasst längst noch nicht ausreichen, um die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen, von 1,5 Grad gar nicht zu reden. Ein Bericht des UN-Umweltprogramms Unep kommt zu dem Ergebnis, dass die Welt nach derzeitigem Stand der Bemühungen weiter auf dem Weg zu einer Erderwärmung um 2,7 Grad bis zum Jahr 2100 ist. Es gibt also viel Gesprächsbedarf in den kommenden zwei Wochen in Glasgow.
Worüber soll bei der Weltklimakonferenz gesprochen werden?
Die Weltklimakonferenz in Glasgow steht in direkter Verbindung zur historischen Konferenz in Paris 2015. In der französischen Hauptstadt wurde ist die erste weltweite Vereinbarung geschlossen, mit der sich alle Staaten zum Kampf gegen die Erderwärmung verpflichten. Fast alle Staaten der Erde haben das Abkommen inzwischen ratifiziert. Vereinbart wurde, dass alle Staaten Pläne erarbeiten und umsetzen, um die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Die Wirksamkeit der Maßnahmen soll alle fünf Jahr überprüft werden, also eigentlich bereits im vergangenen Jahr. Wegen der Corona-Pandemie wurde die Klimakonferenz jedoch auf dieses Jahr verschoben.
Wie ist der Stand der Umsetzung des Pariser Abkommen?
Schlecht. Bisher hat kein Land seine selbstgesteckten Pläne ausreichend umgesetzt. Der aktuelle Bericht des Weltklimarats IPCC zeigt, dass nach keinem Szenario eine Einhaltung des 1,5-Grad-Ziel mehr möglich ist. Das UN-Umweltprogramms Unep hat unlängst errechnet, dass die Welt nach derzeitigem Stand der Bemühungen weiter auf dem Weg zu einer Erderwärmung um 2,7 Grad bis zum Jahr 2100 ist.
Welche Länder sind die größten Sorgenkinder?
Die G20 – also die wichtigsten Industrie- und Schwellenländer – sind für weiter für mehr als 80 Prozent aller Treibhausgase verantwortlich. Mexiko, Indonesien, Russland und Brasilien haben neue Klimaziele vorgelegt, die zum Teil sogar schwächer ausfielen als zuvor. deren neue Klimaziele gleichbleibend oder sogar schwächer ausfielen als zuvor. Indien, Saudi-Arabien und die Türkei haben sogar noch gar keine Ziele vorgelegt. Mehr als 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verursachen allerdings allein zwei Staaten: die USA und China. Ohne sie wird eine Umsetzung des Pariser Klimaabkommens scheitern
Wie steht Deutschland da?
Schlechter als gehofft. Zwar hat Deutschland seine Klimaziele im vergangenen Jahr eingehalten, doch führen das viele vor allem auf weniger Mobilität und eine geringere Produktion während der Corona-Krise zurück. Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts hat die scheidende Bundesregierung ihr Klimaschutzgesetz aber nochmal deutlich nachgeschärft. In Glasgow wird Deutschland aber vor allem als Teil der Europäischen Union in Erscheinung treten. Im Sommer hat die EU-Kommission mit „Fit for 55“ ein ehrgeiziges Programm vorgestellt, wie die Union bis 2030 ihre Emissionen um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren kann. Allerdings müssen Europaparlament und Europäischer Rat diesem noch zustimmen.
Was bedeutet eigentlich „COP“?
Immer wieder taucht im Zusammenhang mit der Weltlimakonferenz das Kürzel „COP“ auf. Es steht für „Conference of the Parties“, also eine Konferenz der Vertragsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention, in der sich rund 200 Staaten dazu verpflichtet haben, den Ausstoß von Treibhausgasen so zu begrenzen, dass „eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems verhindert wird“.
Sind die Beschlüsse der Konferenz bindend?
Eigentlich schon, denn das Pariser Klimaabkommen ist ein völkerrechtlich bindender Vertrag. Allerdings sind keinerlei Sanktionsmechanismen vorgesehen. Bestrafen dürfte die Nichteinhaltung daher vor allem die Natur.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.