Bundeswirtschaftsministerin Zypries: Keine Angst vor der Globalisierung
Ob Brexit oder Trump, politische Entscheidungen haben Auswirkungen auf den Welthandel und damit auch auf deutsche Industrieunternehmen. Denn nur wenige Länder sind so stark in globale Wertschöpfungsketten eingebunden wie Deutschland. Da die Industrie aber auch für Wachstum und Wohlstand stehe, müsse sie sowohl in Deutschland als auch in Europa gestärkt werden, erklärte Brigitte Zypries, erst wenige Tage nach Amtsantritt als Bundeswirtschaftsministerin auf einer internationalen Industriekonferenz am Dienstag in Berlin.
Kooperation statt Abschottung
Mit dem Übergang zur Industrie 4.0 durch die Digitalisierung stehe die Wirtschaftspolitik vor großen Herausforderungen, betonte Zypries. Viele Menschen würden auf die Veränderungen mit einem Gefühl von Verlust an Sicherheit reagieren, das unbedingt ernst genommen werden müsse, fügte sie hinzu. Abschottung und Isolierung seien aber die falsche Antwort auf die bevorstehenden Umbrüche. Das schaffe ein Klima der Unsicherheit, an dem auch Nationen wie die USA kein Interesse haben könnten, erklärte sie mit Blick auf das von US-Präsident Donald Trump verhängte Einreiseverbot. Da die Welt über integrierte Wertschöpfungsketten immer enger zusammenrücke und viele Mitarbeiter aus vielen Ländern an einem Produkt arbeiteten, brauche es offene Märkte und mehr Kooperation. Zypries: „In der globalisierten Wirtschaft geht es um die richtige Idee und nicht um den falschen Pass.“
Gelassenheit im Umgang mit den USA
Im Umgang mit den USA riet Zypries zu Gelassenheit. Es gebe viele gemeinsame Werte und man könne selbstbewusst in die Verhandlungen gehen, erklärte sie. Ziel müsse ein fairer Welthandel sein, von dem alle profitieren.
Doch wie alle Menschen mitnehmen und davon überzeugen, dass ihnen die Globalisierung Nutzen bringt? Auch für Zypries stellt sich die Frage, wie man die Spaltung der Gesellschaft verhindern kann. Hier sieht sie auch die nationale Wirtschaftspolitik vor Herausforderungen. Ihre Antwort heißt inklusives Wachstum. Dazu zählen für sie auskömmliche Löhne ebenso wie sichere Beschäftigung. Um die digitalen Umbrüche zu meistern, müsse man sowohl den Mittelstand fit machen als auch in die Ausbildung junger Menschen investieren, so Zypries.
Spaltung der Gesellschaft verhindern
Im anschließenden Gespräch mit Vertretern des Bündnisses „Zukunft der Industrie", einem Zusammenschluss aus Industrie- und Arbeitgeberverbänden, Gewerkschaften und Politik, ging es deshalb auch um eine gerechtere Steuerpolitik, die Investitionen in Bildung und Forschung ermöglicht. Dieter Kempf, Vorsitzender des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, ist überzeugt, dass gute Bildungspolitik gute Wirtschaftspolitik von morgen sei. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelstages Eric Schweitzer entgegnete, dass alles, was an Steuern gezahlt werde, nicht investiert werden könne. Doch Zypries sieht in der beruflichen Qualifizierung vor allem die Unternehmen in der Pflicht.
Die entscheidende Frage aber bleibe, wie die Transformation der Arbeitsgesellschaft gelingen kann, erklärte IG Metall-Chef Jörg Hofmann. Die Geschwindigkeit der Veränderungen in der Arbeitswelt sei enorm. Die Menschen brauchen soziale Sicherheit, weil sonst politische Umbrüche drohen, so Hofmann.
hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.