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Alternativer Nobelpreis: Weißhelme und „Cumhuriyet“ werden geehrt

An diesem Freitag wird in Stockholm der Alternative Nobelpreis verliehen. Mit dem Preis werden Menschen und Organisationen geehrt, die Menschenrechte im Angesicht von Krieg und Unterdrückung verteidigen. In diesem Jahr werden vier Personen bzw. Organisationen ausgezeichnet.
von Vera Rosigkeit · 23. September 2016
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Aus der Verleihung des „Right Livelihood Award“, in Deutschland bekannt als „Alternativer Nobelpreis“, gehen in diesem Jahr vier Preisträger hervor: Ausgezeichnet wurden die Helfer des syrischen Zivilschutzes „Weißhelme“, die regierungskritische, türkische Zeitung „Cumhuriyet“, die russische Menschenrechtlerin Swetlana Gannuschkina sowie die ägyptische Frauenrechtlerin Mozn Hassan.

Auszeichnung für Mut und Mitgefühl

„Die diesjährigen Preisträger nehmen sich unserer drängendsten globalen Herausforderungen an  – sei es Krieg, Rede- und Pressefreiheit, Frauenrechte oder die Notlage von Geflüchteten und Migranten“, erklärte Ole von Uexküll, Geschäftsführer der Right Livelihood Award Stiftung bei der Bekanntgabe der Preisträger Ende September.

Mit den diesjährigen Awards wolle man nicht nur ihren Mut, ihr Mitgefühl und Engagement auszeichnen, sondern auch den Erfolg ihrer Arbeit auszeichnen, fügte er hinzu. Gemeinsam mit Vorstandsmitglied Marianne Andersson gab Uexküll damals die Preisträger, die von der internationalen Jury der Stiftung ausgewählt wurden, im Medienzentrum des schwedischen Außenministeriums bekannt.

So ehrt die Jury die Helfer der „Weißhelme“ (Syria Civil Defense) für ihren herausragenden Mut und ihr humanitäres Engagement bei der Rettung von Zivilisten im syrischen Bürgerkrieg. Mit der Verleihung des Preises an die Helfer geht die Auszeichnung für die Gestaltung einer besseren Welt erstmals nach Syrien.

Pressefreiheit und Frauenrechte

Ebenfalls ausgezeichnet wird die Zeitung „Cumhuriyet“ für ihren unerschrockenen investigativen Journalismus und ihr bedingungsloses Bekenntnis zur Meinungsfreiheit trotz Unterdrückung, Zensur, Gefängnis und Morddrohungen. Die „Cumhuriyet“ ist eine der führenden unabhängigen Zeitungen in der Türkei, zehn ihrer Mitarbeiter, darunter Chefredakteur Murat Sabuncu und Herausgeber Akın Atalay, wurden vor kurzem verhaftet. Ihnen wird die Unterstützung einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen.

Die russische Menschenrechtlerin Swetlana Gannuschkina erhielt ihren Preis für ihr jahrzehntelanges Engagement für Menschenrechte und Gerechtigkeit für Geflüchtete und Migranten. Gannuschkina ist Vorsitzende der Flüchtlingshilfsorganisation „Zivile Unterstützung“ und leitet zudem das „Netzwerk juristischer Beratungsstellen“.

Weitere Preisträgerin ist die ägyptische Frauenrechtlerin Mozn Hassan, eine entschlossene Vorkämpferin für die Frauenbewegung in Ägypten. Der von ihr gegründete Verein „Nazra“ setzt sich für die Gleichstellung und die Rechte von Frauen unter Umständen von anhaltender Gewalt, Missbrauch und Diskriminierung ein.

Vier Preisträger teilen sich 315.000 Euro

SPD-Generalsekretärin Katarina Barley gratulierte den Preisträgern bereits im September nach der Bekanntgabe und zollte insbesondere den Helfern des syrischen Zivilschutzes „Weißhelme“ Respekt und tief empfundene Dankbarkeit: „Sie leisten schier Übermenschliches in diesem von Bürgerkrieg und Terror gezeichneten Land“, erklärte Barley.

Die Auszeichnung von „Cumhuriyet“ wertete sie als ein Signal der Solidarität und der Unterstützung für kritischen, unabhängigen Journalismus in der Türkei sowie darüber hinaus. Barley nannte Swetlana Gannuschkina eine „bemerkenswerte und unerschrockene Verfechterin von Menschen- und Flüchtlingsrechten, deren Engagement weit über Russland hinaus Respekt und Anerkennung verdient“. Die Auszeichnung an die Feministin Mozn Hassan trage zur „Sensibilisierung für die Rechte von Frauen nicht nur in der arabischen Welt bei.“

Der Right Livelihood Award wird seit 1980 jährlich in Stockholm vergeben und geht in der Regel an vier Preisträger. Sie teilen sich das Preisgeld in Höhe von drei Millionen Schwedischen Kronen (315.000 Euro).

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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