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Afrikas Entwicklung ist eine Frage der Geschlechtergerechtigkeit

Gleichberechtigung ist ein entscheidender Faktor für die Entwicklung der Afrikanischen Union. Bei einer Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kooperation mit dem Marie-Schlei-Verein diskutierten Vertreterinnen aus Afrika und Deutschland darüber, wie das Ziel der Gendergerechtigkeit möglichst effizient erreicht werden kann.
von Angelina Sortino · 12. September 2018
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Gleichberechtigung und Geschlechtergerechtigkeit sind überall von Relevanz. Egal ob man Deutschland, Europa oder die Afrikanische Union betrachtet, etwas zu tun gibt es noch immer. Außerdem hat die Gleichberechtigung von Männern und Frauen eine große Bedeutung für die Entwicklung von Regionen und Ländern. Aus diesem Grund ist Geschlechtergerechtigkeit Teil der Vision der Afrikanischen Union für ihren Kontinent. Bei der Veranstaltung der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kooperation mit dem Marie-Schlei-Verein „Entwicklungsperspektiven für Afrika: Eine Frage der Geschlechtergerechtigkeit“ stellte man sich die Frage, wie eine Gleichberechtigung der Geschlechter und die Entwicklung der Afrikanischen Union am besten umzusetzen sind. 

Kleinstunternehmerinnen unterstützen

Frauen nicht ausreichend einzubinden bedeute einen Verlust für die Ökonomie, das machte Michelle Müntefering, Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, in ihrem Grußwort per Videobotschaft zu Beginn der Veranstaltung deutlich. Mahawa Kaba Wheeler, Direktorin für Frauen, Gender und Entwicklung in der Kommission der Afrikanischen Union, betonte: „Die Frage ist auch nicht, warum müssen wir Frauen zu mehr Handlungsfähigkeit verhelfen, die Frage ist, wie machen wir das möglichst effizient?“

In Bezug auf die ökonomische Förderung von Frauen in Afrika sei es wichtig, nicht nur auf große Unternehmen zu setzen, man müsse auch Kleinstunternehmerinnen unterstützen, stellte die Vorsitzende des Marie-Schlei-Vereins Christa Randzio-Plath klar. Damit sind vor allem Bäuerinnen oder Frauen gemeint, die auf dem Markt Waren verkaufen. Sie würden durch ihre Arbeit auch die Entwicklung ihrer Dörfer positiv beeinflussen. Mahawa Kaba Wheeler betonte, dass Arbeit und die damit verbundene Absicherung elementar für afrikanische Frauen aber auch für die jungen Menschen auf dem Kontinent seien. „Wenn du gegessen hast, dann kannst du sprechen, doch wenn du hungrig bist, fehlt dir die Energie dazu.“

Keine Binden, kein Unterricht

„Frauen müssen Zugang zu allen Bereichen des Lebens erhalten“, forderte Michelle Müntefering in ihrer Grußbotschaft. Diese Forderung umzusetzen scheitert oft an sehr simplen Problemen. So berichtete Christa Randzio-Plath vom Marie-Schlei-Verein, dass viele afrikanische Mädchen immer noch eine Woche im Monat den Unterricht nicht wahrnehmen könnten, weil sie keinen Zugang zu Monatshygiene hätten. Dabei sei gerade die Ausbildung elementar für die Befähigung von Frauen zur Gleichberechtigung. „Wenn eine Frau nicht weiß, dass sie Rechte hat, dann wird sie sich auch nicht für ihre Rechte einsetzen“, sagte die Vertreterin der Afrikanischen Union Wheeler.

Sie forderte außerdem mehr Frauen in Führungspositionen und in der Politik. Eine Führung, die nicht von Frauen besetzt sei, sei meist auch keine Führung für Frauen. „Es reicht nicht, Dinge aufzuschreiben. Man muss auch eine Führungsperson dahinter haben, die das umsetzen will“, fand auch Gabi Weber, Sprecherin der Arbeitsgruppe wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung der SPD-Bundestagsfraktion.

Afrika mit an den Tisch holen

Alle Rednerinnen waren sich einig, dass Deutschland, Europa und die UN bei ihrer Entwicklungspolitik darauf achten müssten, sowohl Afrika, als auch die Frauen nicht nur zum Thema auf dem Verhandlungstisch zu machen, sondern Betroffenen auch einen Platz am Tisch anzubieten. „Wenn ich von Augenhöhe spreche, dann müssen alle von Anfang an dabei sein“, das sei bei der deutschen Afrikapolitik nicht der Fall, kritisierte Gabi Weber.

Die Männer dürften in der Diskussion um Gendergerechtigkeit allerdings auch nicht aus der Verantwortung entlassen werden, forderte eine Wortmeldung aus dem Publikum. Hier müsse eine Umerziehung und Sensibilisierung stattfinden. Memory Kachambwa, Direktorin der Frauenrechtsorganisation „FEMNET“, berichtete, dass sie sehr gute Erfahrungen damit gemacht habe, wenn sensibilisierte Männer andere Männer aufklärten. So hätte man beispielsweise einen Rückgang an Gewalt gegen Frauen erreichen können. Ziel sei jedoch nicht nur die Sensibilisierung, sondern auch das Vermitteln einer Maskulinität, die weniger von Gewalt, Härte und Machtansprüchen geprägt sei.

 

 

 

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Angelina Sortino

studiert Communication, Culture and Management und ist Praktikantin beim „vorwärts“.

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