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100 Tage Präsident Trump: Seine drei größten Erfolge

Am Samstag ist Präsident Donald Trump 100 Tage im Amt. Er war mit dem Versprechen angetreten, Amerikas alte Größe wiederherzustellen. In drei Fällen hat er das bereits geschafft – allerdings nicht ganz freiwillig. Ein Kommentar.
von Paul Starzmann · 27. April 2017
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Gebrochene Wahlversprechen, peinliche Fehltritte, politische Niederlagen ­– viele Kommentatoren sind sich einig, dass Trumps erste 100 Tage im Amt eine einzige Qual waren. Dabei hatte er doch versprochen, Amerika so schnell wie möglich „great again“ zu machen. Was auch immer er damit gemeint hat, der Präsident scheint meilenweit davon entfernt. Jedoch hat er es zumindest geschafft, einige amerikanische Institutionen zu ihrer alten Größe zurückzuführen – wenn auch ungewollt:

1. „Saturday Night Live“

So hat Donald Trump die Fernsehsendung „Saturday Night Live“ (SNL) des Senders NBC wieder auf Vordermann gebracht. Die Comedy-Show gilt seit den 1970ern als Institution im amerikanischen TV-Business. Das Format war zuletzt jedoch etwas in die Jahre gekommen. Bis Donald Trump kam: Sein Auftreten, die Frisur, seine Reden, Gesten und Mimik – das alles macht den Präsidenten zum perfekten Opfer der Satiriker von SNL.

Dabei sticht besonders der Hollywood-Schauspieler Alec Baldwin hervor. Quasi über Nacht hat er sich als begnadeter Trump-Parodist entpuppt. Mit zusammengekniffenen Augen und gespitzten Lippen spielt er die Rolle so überzeugend, dass ihn sogar eine Zeitung aus der Dominikanischen Republik mit dem echten Präsidenten verwechselte – und sein Foto auf dem Titel abdruckte. Den Zuschauern gefällt es. Sie lieben es, wenn Trump und die anderen Gestalten aus dem Weißen Haus ihr Fett wegkriegen. Die Einschaltquoten gehen durch die Decke, im Internet werden die SNL-Macher als Helden gefeiert. Nur Trump findet das alles gar nicht lustig. Auf Twitter schimpfte er über Baldwins Auftritte, nannte die Sendung unerträglich. Alec Baldwin konterte: „Veröffentlichen Sie ihre Steuererklärung und ich höre auf!“

2. „New York Times“

Auch die „New York Times“ (NYT) erlebt gerade eine Art „Trump-Effekt“. Wie viele Blätter ist auch das Flagschiff des amerikanischen Journalismus in den vergangenen Jahren nicht von der Medienkrise verschont geblieben. Auch inhaltlich hatte die Zeitung nach Trumps Wahlsieg einiges gut zu machen. Hatten die Prognosen der „New York Times“ doch bis zum Tag vor der Abstimmung erklärt, Trump könne die Wahl nie im Leben gewinnen.

Es kam bekanntlich anders. Das Positive für die NYT: Seit Trumps Einzug ins Weiße Haus stecken die Herausgeber jede Menge Geld in ihre Zeitung. Rund fünf Millionen Dollar sollen bisher geflossen sein. Damit werden Investigativ-Teams aufgebaut, das Washington-Büro erweitert und Spezialisten eingestellt. So arbeiten jetzt auch Klima-Experten für die „New York Times“ – unter einem Präsidenten, der den Klimawandel als Lüge ansieht und von „sauberer Kohle“ faselt, kann das nicht schaden.

3. „March on Washington“

Noch einen Erfolg kann Donald Trump verbuchen: Er hat es geschafft, unzählige Amerikaner auf die Straße zu bringen. Nicht zu seiner Amtseinführung im Januar – da konnte er nicht so viele mobilisieren. Dafür am darauffolgenden Tag, als eine halbe Million Menschen beim „Women’s March on Washington“ gegen den umstrittenen Präsidenten demonstrierten. Trump hat die amerikanische Protestkultur wiederbelebt, er hat die Menschen politisiert. Im April liefen sogar die Wissenschaftler des Landes Sturm gegen ihn: Leute, die sich gewöhnlich eher im Labor oder auf Konferenzen die Beine in den Bauch stehen – anstatt mit einem Pappschild in der Hand vor dem Weißen Haus.

Sie wollen erreichen, dass der Präsident endlich lernt, Fakten von Fiktion zu unterscheiden. Fakt ist zum Beispiel, dass Trump und sein Gruselkabinett – abgesehen von den wenigen unfreiwilligen Erfolgen – bisher eine politische Luftnummer nach der anderen produziert haben. Um eine von Trumps Lieblingsvokabeln zu verwenden: Seine ersten 100 Tage im Amt waren ein einziges „Desaster“. Fiktion ist dagegen, dass Trump es in den nächsten 100 Tagen schaffen könnte, Amerika „great again“ zu machen – was auch immer er sich darunter vorstellen mag.

Autor*in
Paul Starzmann

ist promovierter Sprachwissenschaftler und war bis Mai 2018 Redakteur beim vorwärts.

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