Immer mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte können von ihrem Lohn nicht leben und müssen zusätzlich Hartz-IV-Geld beantragen. Das ergeben neue Statistiken der Bundesagentur für Arbeit.
Die Zahl der sogenannten Aufstocker nimmt zu. Das geht aus neuen Statistiken der Bundesagentur für Arbeit hervor, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Demnach gibt es immer mehr sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer, die mit einem Voll- oder Teilzeitjob mehr als 800 Euro brutto verdienen und trotzdem staatliche Grundsicherung benötigen, um ihr Existenzminimum zu sichern.
Dem Bericht zufolge gab es im Jahr 2012 etwa 323 000 Haushalte mit einem Aufstocker. Das sind 20 000 Haushalte mehr als 2009. Bei den Singles fallen die Zahlen noch alarmierender aus: Zwischen 2009 und 2012 stieg die Zahl der Aufstocker hier um 38 Prozent auf nun rund 75 600.
Besonders betroffen sind Arbeitnehmer im Handel, in der Gastronomie, im Gesundheits- und Sozialwesen und Leiharbeiter.
Trotz Vollzeitjob nicht genug Geld zum Leben
Bezieht man auch Löhne unter 800 Euro ein, waren 2012 im Jahresdurchschnitt etwa 1,3 Millionen Hartz IV-Bezieher erwerbstätig. Laut einer im April erschienenen Studie der Universität Duisburg-Essen sind davon 44 Prozent sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Von diesen wiederum arbeiten fast 58 Prozent in Vollzeit und können trotzdem nicht von ihrem Lohn leben.
36 Prozent der Hartz-IV-Bezieher mit Einkommen üben einen Minijob aus und zehn Prozent arbeiten selbstständig. Die Studie wertet Zahlen aus der offiziellen Arbeitsmarktstatistik aus.
Die Steuerzahler subventionieren über die staatliche Grundsicherung die oft viel zu niedrigen Löhne. Die SPD fordert deshalb einen allgemeinen, gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro und ein konsequenteres Vorgehen gegen Lohndumping. Insbesondere will sie gegen den Missbrauch von Werkverträgen vorgehen. In der vergangenen Woche starteten die von SPD und Grünen regierten Bundesländer zudem eine Bundesratsinitiative für faire Arbeitsbedingungen.
Mehr zum Thema:
Callcenter: Lohndumping schadet der Branche
arbeitet als Redakteur für die DEMO – die sozialdemokratische Fachzeitschrift für Kommunalpolitik.