Inland

Wolfgang Clement ist gestorben

Nach dem Tod von Wolfgang Clement würdigen Spitzenvertreter der SPD die Arbeit des Verstorbenen, besonders als NRW-Ministerpräsident und als Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft in der Regierung Schröder. Dabei wird nicht verschwiegen, dass Clement es der SPD nicht immer einfach machte.
von Lars Haferkamp · 28. September 2020
Wolfgang Clement: Der frühere NRW-Ministerpräsident und Bundeswirtschaftsminister starb am 27. September 2020 im Alter von 80 Jahren.
Wolfgang Clement: Der frühere NRW-Ministerpräsident und Bundeswirtschaftsminister starb am 27. September 2020 im Alter von 80 Jahren.

Führende Sozialdemokrat*innen haben nach dem Tod Wolfgang Clements am Sonntag dem einstigen Politiker gedacht und seine Leistungen gewürdigt. SPD-Chef Norbert Walter-Borjans erklärte auf Twitter: „Mit Wolfgang Clement hat das politische Deutschland einen markanten und streitbaren Kopf verloren.“ Der Verstorbene sei „ein Macher“ gewesen, „mit dem es nicht immer leicht war“, so der SPD-Vorsitzende. Die Geradlinigkeit Clements verdiene jedoch allen Respekt. Seinen Einsatz für Ausbildungsplätze würdigte Walter-Borjans als beispielhaft. „Wir trauern“, erklärt der SPD-Chef.

Olaf Scholz: „ein ebenso überzeugter wie streitbarer Politiker“

Auch SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hebt die großen Verdienste hervor, die sich Wolfgang Clement als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und Bundesminister in der rot-grünen Regierung erworben habe. „Er war ein ebenso überzeugter wie streitbarer Politiker“, so der Bundesfinanzminister und Vizekanzler via Twitter.

Sebastian Hartmann, der Vorsitzende der NRWSPD, und Nadja Lüders, die Generalsekretärin der NRWSPD, erklärten zum Tod von Wolfgang Clement, dieser sei „ein einflussreicher und zugleich streitbarer Sozialdemokrat“ gewesen. „Als NRW-Ministerpräsident und Nachfolger von Johannes Rau leitete er maßgebliche Reformen ein und setzte klare industriepolitische Akzente in Zeiten des Umbruchs und des Strukturwandels. Als Bundeswirtschaftsminister unter Gerhard Schröder hatte er die schwierige Aufgabe, die umstrittenen Hartz-Reformen umzusetzen.“

NRW-SPD: „Sein Engagement in ehrenvollem Gedenken halten“

Zugleich räumten Hartmann und Lüders ein: „Das Verhältnis Clements zu seiner Partei war kein einfaches“. Sein Bruch mit der SPD im Jahr 2008 habe dies deutlich vor Augen geführt. „Sein langjähriges Engagement für die Sozialdemokratie und das Land Nordrhein-Westfalen werden wir trotz aller Widersprüche in ehrenvollem Gedenken halten“, so der SPD-Landeschef und die Generalsekretärin.

In einem Kondolenzschreiben an Clements Witwe würdigt auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Verstorbenen als „überzeugten und überzeugenden Demokraten“, der das Zeitgeschehen mitgeprägt habe. In seinen politischen Ämtern, besonders als Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit und als NRW-Ministerpräsident, habe er sich über die Parteigrenzen hinweg bleibende Verdienste erworben. „Mit eigenständigen und zuweilen unbequemen Standpunkten vertrat Wolfgang Clement konsequent das Reformziel, Deutschland zukunftsfähig zu machen“, so Steinmeier.

Politische Karriere unter Johannes Rau

Wolfgang Clement war am Sonntag nach schwerer Krankheit im Alter von 80 Jahren gestorben. Seine politische Karriere begann, als er 1981 von SPD-Bundesgeschäftsführer Hans-Jürgen Wischnewski als Sprecher des SPD-Parteivorstands in Bonn verpflichtet wurde. Dieses Amt übte er bis 1986 aus. Nach einer Zwischenstation als Chefredakteur der „Hamburger Morgenpost“ holte ihn 1989 NRW-Ministerpräsident Johannes Rau als Leiter der Staatskanzlei nach Düsseldorf. 1995 ernannte ihn Rau zum Minister für Wirtschaft und Mittelstand, Technologie und Verkehr in NRW.

1998 wurde Clement im Landtag als Nachfolger Raus zum Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen gewählt. Bei der Landtagswahl im Jahr 2000 wurde er im Amt bestätigt. Clement setzte die rot-grüne Landesregierung in Düsseldorf fort. Nach der Bundestagswahl 2002 berief in Bundeskanzler Gerhard Schröder als „Superminister“ zum Bundesminister für Arbeit und Wirtschaft. Seinem Image als Macher und Modernisierer folgend setzte sich Clement in Berlin für die Agenda 2010 und die Hartz-Reformen ein.

Mit den Neuwahlen 2005 und dem Ende der Regierung Schröder endete auch die politische Karriere Clements. Nun wurde er immer mehr zu einem auch öffentlichen Kritiker der SPD, bis er 2008 die Partei verließ.

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