Inland

Wofür sich die Til Schweiger Foundation einsetzt

In Berlin hat Schauspieler Til Schweiger seine neu gegründete „Til Schweiger Foundation" vorgestellt. Sie soll die Chancen benachteiligter Kinder und Jugendlicher in der Gesellschaft sowie ihre Teilhabe an Bildung und sozialer Integration verbessern. Im Beirat der Stiftung sitzt auch SPD-Chef Sigmar Gabriel.
von · 17. September 2015

Pressekonferenzen sind nicht einfach nur Veranstaltungen, auf denen der Presse etwas mitgeteilt wird. Nein, sie sind perfekt durchkomponierte Auftritte mit klarer Dramaturgie. Dabei soll möglichst eine bestimmte Nachricht („Message“) an die Journalisten weitergegeben werden.

Bei der allerersten Pressekonferenz der Til Schweiger Foundation am Donnerstag in Berlin stimmte in Sachen Dramaturgie und Message alles. Dabei seien sowohl Stiftung als auch Pressekonferenz „mit der heißen Nadel“ gestrickt, wie ein gut gelaunter Til Schweiger im Palais der Kulturbrauerei verkündete. Soll heißen: alles noch etwas improvisiert, aber das wird schon. Im August wurde die Stiftung gegründet, seit dem 10. September ist ihre Gemeinnützigkeit anerkannt und seit drei Tagen gibt es auch ein Spendenkonto.

Prominent besetzter Beirat

Ursprünglich für traumatisierte Kinder geplant, wurde die Til-Schweiger-Stiftung während ihrer Gründungsphase im Sommer von der Aktualität eingeholt: von Tausende von ankommenden Flüchtlingen und einer steigenden Anzahl von Übergriffen auf Flüchtlingsheime. Ziel der Stiftung ist nun die  Chancen benachteiligter Kinder und Jugendlicher in der Gesellschaft zu verbessern sowie ihre Teilhabe an Bildung und sozialer Integration zu erreichen.

In Berlin hatte Schweiger fünf Mitglieder des siebenköpfigen Stiftungsbeirats um sich versammelt: die Politiker Rita Süssmuth und Sigmar Gabriel, den Musiker Thomas D., den Schauspieler Jan Josef Liefers und ARD-Unterhaltungs-Koordinator Thomas Schreiber. Direkt neben Schwieger nahm noch Christian Specht Platz, Jurist und Mitglied im Kuratorium der Stiftung. Lediglich Fußball-Bundestrainer Joachim Löw und Springer-Chef Mathias Döpfner hatten keine Zeit.

Ehrliche Begeisterung für gemeinsames Projekt

Die Dramaturgie der Pressekonferenz lag in den Händen Sandra Maischbergers, die die Moderation übernahm. Vor allem ging es darum zu klären, was die einzelnen Beirats-Mitglieder denn so mit Til Schweiger verbindet. Im Fall von Sigmar Gabriel war die Antwort klar: „Was uns verbindet? Ein Telefonanruf!“ Schweiger hatte Gabriel in einem Facebook-Beitrag erwähnt – es folgte, wie jeder mitbekommen haben dürfte, der nicht in einem Bunker lebt, ein persönliches Treffen. Seitdem hat Schweiger übrigens auch ein positiveres Bild von Politikern: „Viele Leute dissen Politiker, machen selber aber nichts.“ Er persönlich schaue nicht mehr aufs Parteibuch, sondern auf den Menschen.

Thomas D., Liefers und Schweiger kennen sich schon länger, sind befreundet. Schreiber und Schweiger haben bereits zusammengearbeitet. Und Rita Süssmuth, im Beirat allein unter Männern? Die habe Schweiger schon immer toll gefunden und außerdem habe man noch eine Frau gebraucht. Schweiger: „Wir haben uns überlegt: Welche Frau könnte man fragen? Und dann hab ich direkt die Rita angerufen. Die wollte wissen: Was muss ich denn da machen? Einfach gut aussehen, hab ich gesagt.“

Um ein bisschen mehr als nur gutes Aussehen ging es dann schon – obwohl alle Beirats-Mitglieder und Schweiger sich outfittechnisch auf die Farben dunkelblau, weiß und schwarz verständigt zu haben schienen. Gabriel schaffte es sogar, alle drei Farben in seinem Outfit zu vereinen. Absicht oder Zufall? Dramaturgie hin, Message her: Die ehrliche Begeisterung für das gemeinsame Projekt nahm man allen Anwesenden ab. Den Beirat hat Schweiger in nur einem Tag zusammengetrommelt und auch sonst strahlte der Schauspieler eine Packen-wirs-an-Mentalität aus.

Was gebraucht wird, ist Geld

Thomas D. berichtete, wie er Til Schweiger angerufen und ihm gesagt habe, man müsse etwas in Sachen Flüchtlinge machen. Perfektes Timing, denn Schweiger war schon dabei, die Til Schweiger Foundation zu gründen. Thomas D. ist nicht nur Beiratsmitglied: Er hat auch Geld investiert („Til und ich haben jeweils 100 000 auf den Tisch gelegt“) und mit seinem Freund Parago Seiler jemanden im Kuratorium sitzen, der das Stiftungsgeschehen aktiv mitgestalten soll. Denn im Kuratorium werden die Entscheidungen getroffen, der Beirat hat nur eine beratende, repräsentative Funktion.

Was die Stiftung jetzt vor allem braucht, ist Geld – daran ließen Schweiger und die Beirats-Mitglieder keinen Zweifel (siehe „Message“). Dieses Jahr stehen zunächst zwei Projekte in Osnabrück und Osterode auf dem Plan. In Osnabrück soll Schweigers Stiftung auf verschiedene Arten helfen, u.a. Materialen und Räume für Sprachunterricht zur Verfügung stellen. In Osterode im Harz geht es hingegen im Moment nicht voran. Hier wollte Schweiger eine Art Vorzeige-Flüchtlingsunterkunft bauen – es gibt aber Streit über die Eigentumsverhältnisse. Das Ganze nervt Schweiger, aber ändern kann er es momentan nicht. Also werden eben andere Projekte angepackt.

„Die Frau Merkel würden wir noch nehmen“

Gleiches gilt für die anhaltende Kritik an Schweigers Person. Die kann er eh nicht ändern, also macht er einfach sein Ding. Egal ist ihm die Kritik natürlich trotzdem nicht und so blitzte während der Pressekonferenz hier und da etwas Wut durch. Dass er Leuten, die „widerliches Zeug“ auf seiner Facebook-Seite geschrieben hatten, gesagt habe „Verpisst euch“, dafür sei er kritisiert worden, so Schweiger. Das habe er nicht verstanden, gewundert habe es ihn aber auch nicht: „Das ist man ja gewohnt in Deutschland, dass immer nur das Schlechte gesucht wird.“        

So oder so, Til Schweiger ist hochmotiviert: „The sky is the limit.“ Peter Maffay hat ihm den Tipp gegeben, an drei bis vier Tagen im Jahr nichts anderes zu machen als Klinkenputzen. Die großen Autohersteller dürfen sich also jetzt schon auf einen Besuch des frisch gebackenen Stifters freuen. Und Angela Merkel wäre als weiteres Beirats-Mitglied hoch willkommen: „Wenn die Frau Merkel mich anrufen würde, würde ich das mit dem Beirat schon irgendwie regeln.“ Man sei im Beirat ja eigentlich schon voll, aber „die Frau Merkel würden wir noch nehmen“.          

0 Kommentare
Noch keine Kommentare