Inland

Wo geht’s denn hier zum nächsten Arbeitsplatz?

von Martin Leibrock · 19. Juni 2009
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"Jugendliche ohne Berufsabschluss - Handlungsempfehlungen für die berufliche Bildung" lautet der Titel des Papiers, das die Wissenschaftler Elisabeth M. Krekel und Joachim G. Ulrich vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) am 15. Juni im Haus der Bundespressekonferenz vorgestellt haben. Entstanden ist es im Rahmen des FES-Projekts "Zukunft 2020", in dem die Herausforderungen für eine soziale und nachhaltige Zukunft für Deutschland analysiert werden.

15 Prozent Jugendliche ohne Berufsausbildung


Eine dieser Zukunftsaufgaben ist die hohe Ausbildungslosenquote. Wie die Autoren des Gutachtens, Krebel und Ulrich, verlauten ließen, handelt es sich hierbei zwar nicht um eine neuartige Erscheinung, sondern um ein nunmehr seit mehreren Jahren sichtbares Phänomen. Der Anteil der Jugendlichen ohne Berufsausbildung stagniert bei 15 Prozent. Allerdings seien die Ursache für diese Misere nicht nur die unzureichenden persönlichen Voraussetzungen wie schlechte Schulnoten, familiäre Herkunft oder die Wohnregion, sondern auch schlicht und ergreifend ein Mangel an Ausbildungsplatzangeboten. Fehlendes Interesse bei den Jugendlichen konnten die Gutachter dagegen als Ursache weitgehend ausschließen.

Dass Jahr für Jahr selbst für ausbildungsreife Jugendliche entscheidend zu wenige Lehrstellen bereitgestellt werden, liege nicht zuletzt auch an den "Mängeln der Ausbildungsmarktbilanzierung und der Steuerung der Bildungsströme". Vermehrt wichen qualifizierte Bewerber ins sogenannte Übergangssystem wie Praktika, erneute Schulbesuche oder berufsvorbereitende Maßnahmen aus. Darin böte sich ihnen zwar keine wirkliche Perspektive, doch würden sie zum Stichtag 30. September als "versorgt" und nicht mehr als Ausbildungsplatznachfrager gelistet.

Verwalten von "stillen Reserven"

Krekel und Ulrich wiesen in diesem Zusammenhang auf zwei Besonderheiten hin: die Wirtschaftskrise einerseits und den demographischen Wandel andererseits. Während zu erwarten sei, dass die Wirtschaftskrise zu weiteren Einbrüchen bei den Ausbildungsplätzen in diesem Jahr führt, werde die demographische Entwicklung eine Trendwende einläuten. So wie die Anzahl an Rentnern steige, so werde die der qualifizierenden Jugendlichen absinken, mit der Folge, dass zukünftig der Bedarf an ausgebildeten Fachkräften nicht ausreichend gedeckt werden könne. Hier werde die Wirtschaft gefordert sein, sich stärker als bisher um die "stillen Reserven" zu kümmern und Jugendlichen Zugang zu beruflicher Ausbildung zu ermöglichen.

Anstatt wie bislang punktuell und episodisch betreut zu werden, müssten Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen langfristig und individuell begleitet werden. Dazu schlagen die beiden Wissenschaftler vom BIBB ein "kommunales Mentorensystem in Kombination mit regionalem Übergangsmanagement" vor. Letzteres beinhaltet weniger die Bereitstellung von Geld als vielmehr konkrete Maßnahmen, wie etwa die Einrichtung einer Telefonhotline, die in Bedarfsfällen vom Arbeitgeber wie auch vom Auszubildenden angerufen werden kann.

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