Waren Sie schon mal in einem Schlachthof?", fragt Atilla Karka. Der Mann im Anzug lächelt genüsslich und beschreibt: "Da werden an einem Tag 10 000 Schweine geschlachtet, von fünf Uhr morgens bis nachts um 23 Uhr. Und dann geht unsere Arbeit los." Karka, Geschäftsführer des Industriereinigungsunternehmens Birfood, geht ins Detail: "Es stinkt, es ist unappetitlich, vielleicht liegen Schweineteile herum. Noch schlimmer ist es, wenn Fisch verarbeitet wird. Den Geruch kriegen Sie nicht los. Oder Hühnchen."
So beginne er alle seine Bewerbungsgespräche, sagt Karka. Mit der unangenehmen Seite der Arbeit. Wer das verdaut hat, bekommt die Vorteile nachgeliefert: "Wir reinigen bei ganz verschiedenen Betrieben, die verarbeiten Fleisch, stellen Pralinen her oder Fertiggerichte. Das ist wie die Sendung mit der Maus. Man bekommt Einblicke in Produktionsverfahren wie sonst niemand."
Mitarbeiter aus über 100 Nationen
Atilla Karka liebt sein Metier. Acht Jahre lang hat er selbst gereinigt. Heute ist er Chef einer Firma mit neun Standorten in ganz Deutschland, an denen 3000 Menschen arbeiten. 80 Prozent haben ausländischen Hintergrund. "UnsereMitarbeiter aus über 100 Mitarbeiter kommen aus über hundert Nationen", sagt der 1979 in Lübeck geborene Sohn anatolischer Einwanderer. Deutsche arbeiten bei Birfood eher in der Führungsebene. Auch die Reiniger sind oft hochqualifiziert: "Wir haben einen russischen Architekten, Veterinäre, Elektriker, Schlosser, Mechatroniker", schildert Karka. Ihre Barriere ist die Sprache, sie beherrschen das Deutsche nicht gut genug, um in ihrem erlernten Beruf zu arbeiten. Karka beklagt die Gegebenheiten nicht, schimpft weder über zu wenig deutsche Bewerber noch über Sprachprobleme bei den Mitarbeitern. Er hilft ihnen lieber dabei, diese zu überwinden.
Multiple-Choice-Test auf Deutsch
Birfood organisiert und bezahlt Deutschkurse an allen Standorten. Dafür mussten erstmal die Lehrer geschult werden. Sie sollen zum einen die technischen und mikrobiologischen Fachbegriffe der Branche vermitteln, aber auch das Alltagsdeutsch der Mitarbeiter verbessern. Als Einstieg hat Karka selbst eine DVD entwickelt, die die Arbeitsabläufe erklärt - in der jeweiligen Muttersprache der Stellenbewerber. Der Multiple-Choice-Test am Ende ist allerdings auf Deutsch - denn ganz ohne geht es natürlich nicht.
Karka setzt auf Qualifikation. Die Sprachkurse und regelmäßigen Weiterbildungen sind auch ein großer Motivator. Wenig Krankentage, ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl: Atilla Karka ist überzeugt, dass das ein wichtiger Pfeiler des Firmenerfolgs ist.