Wir können auch lustig: Das Beste auf vorwärts.de
Nein, Christopher Henning wird nicht geahnt haben, wie nah er mit seinem Facebook-Kommentar an der Realität auf vorwärts.de vorbeischrammte. „Also dieses „vorwärts“-Satiremagazin finde ich echt klasse. Weiter so, dann habt ihr bald Titanic überholt. :-D“, kommentierte er jüngst einen Post auf der Facebook-Seite des vorwärts. Tatsächlich zeigte sich „die Stimme der Sozialdemokratie“ im ablaufenden Jahr nicht nur einmal von ihrer ironischen Seite. Der Erfolg gibt uns Recht: Im Stile von Titanic oder Postillon lockten wir so zehntausende User auf unsere Seite.
Erdoğan und das Lachverbot für Frauen
Ungeschlagener Spitzenreiter des Jahres ist Recep Tayyip Erdoğan. Ausgerechnet, sorgt der türkische Staatspräsident aktuell mit seinem harten Kurs gegenüber Oppositionellen und Kritikern für Entsetzen statt Ausgelassenheit. Vielleicht gerade deshalb fand der am 1. April 2016 veröffentlichte Beitrag über ein Lachverbot für türkische Frauen in der Öffentlichkeit massenhaft Leser. Die Nachricht von vermeintliche Strafen bis zu 1200 Euro für ein verschmitztes Lächeln in der Öffentlichkeit verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Was viele nicht realisierten: Der 1. April zählt in Deutschland zu jenen Tagen, an denen besonders viel gelacht wird. Das Gelächter in der Redaktion zumindest dürfte – aller berechtigten Sorge angesichts der aktuellen Lage in der Türkei zum Trotz - bis nach Istanbul zu hören gewesen sein.
Freibier und Demogeld für die Antifa!?!!1!!1!
Kaum weniger skurril die zweiterfolgreichste Geschichte des Jahres auf vorwärts.de: „Gewitzte Jusos machen AfD und Co im Netz lächerlich“. Kern des Beitrags ist ein Fake-Antrag der Jusos Sachsen-Anhalt für den Juso-Bundeskongress im November 2105 in Bremen, der nach einer Erhöhung des „Demogeldes für Antifaschisten“ verlangte. Die Jusos nahmen damit eine unter anderem in AfD-Kreisen kursierende Verschwörungstheorie aufs Korn, wonach „Die Antifa“ permanent mit 48 Reisebussen durchs Land toure, unterwegs Freibier trinke und dazu noch für jede Demostunde ein fürstliches Salär aus der Schatulle Wolfgang Schäubles oder besser gleich Angela Merkels ausgezahlt bekomme. Die Aktion startete durch, fand hunderttausendfachen Widerhall im Netz und machte darüber hinaus im thüringischen Landtag durch eine Anfrage des AfD-Abgeordneten Stephan Brandner Karriere. Merke: Kein Pferd ist zu wild, um nicht von der AfD geritten zu werden - da helfen auch keine Aktenordner.
Ein Rausschmiss wird zum Renner
Den dritten Platz im User-Jahresranking von vorwärts.de holt Martin Schulz. Der aus dem Amt scheidende Präsident des EU-Parlaments sorgte mit seiner „Grundsatzentscheidung“ zum Rauswurf eines griechischen Rechtsextremisten aus dem Plenum des Parlaments für einen viralen Hit. Auch vorwärts.de berichtete und leistete somit seinen Anteil daran, dass der Videomitschnitt des Rauswurfs am Ende von mehreren hunderttausend Usern geklickt wurde.
Was sonst noch spannend war? Die Rolle des vorwärts im Spannungsfeld zwischen Partei und kritischer Öffentlichkeit, Visionen vom bezahlbaren Wohnen für alle, der Blick auf den Bundestagswahlkampf 2017 sowie die Debatte über die Ostpolitik der SPD. Ernste Themen, Fakten statt Ironie.
Keine Sorge, Satire bleibt das Metier des Postillon und der vorwärts bleibt die Stimme der Sozialdemokratie. Den ein oder anderen Scherz werden wir uns aber auch in 2017 nicht verkneifen können. Dafür liefen die zurückliegenden einfach zu gut.