Inland

Wieviel besser müssen Frauen sein?

von Die Redaktion · 6. März 2008
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Kathrin Müller Hohenstein, Sportjournalistin und Moderatorin des ZDF Sportstudios schafft offensichtlich beides. Mit der richtigen Organisation habe sie Zeit für Karriere und Privatleben. Das sieht Irmingard Schewe-Gerigk, parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Fraktion im Bundestag anders. Sie, die jahrelang für Gleichberechtigung und Frauenquote kämpft, weiß, dass nicht jede Frau auf Oma und Opa zurückgreifen kann, wenn es mit der Kinderbetreuung nicht klappt.

Aufeinander treffen die beiden Frauen, die unterschiedlichere Ansichten nicht vertreten könnten, im Berliner Museum für Kommunikation. Die (INSM) hat in Kooperation mit dem Tagesspiegel zu der Debatte "Wie viel besser müssen Frauen sein?" eingeladen. Durch das Gespräch führt Dr. Ursula Weidenfeld, stellvertretende Chefredakteurin des Tagesspiegels. Dies geschieht wenige Tage vor dem internationalen Frauentag und vor dem Hintergrund, dass Parteien in Deutschland zwar eine Frauenquote haben (Grüne seit 1976, SPD seit 1988, CDU seit 1996), eine Quote in Unternehmen jedoch bislang scheiterte.

Frauen befinden sich in punkto Gleichstellung auf der Zielgeraden: Sie dürfen wählen gehen, sie dringen im männerdominierte Berufe vor und zeichnen sich durch die besseren Bildungsabschlüsse aus. Sie gelten als zielstrebig, ehrgeizig und diszipliniert. Doch das alles reicht offensichtlich nicht. Spätestens wenn es um die erste Beförderung geht, haben die männlichen Kollegen wieder die Nase vorn. Nur wenige Frauen schaffen den Weg bis an die Spitze.

Kathrin Müller Hohenstein ist eine von ihnen. Sie ist als einzige Moderatorin des ZDF Sportstudios in eine Männerdomäne vorgedrungen und wehrt sich dagegen die Quotenfrau zu sein:"Ich bin heute nicht da wo ich bin weil ich eine Frau bin, sondern weil ich meinen Job gut mache", beteuert die Sportjournalistin. Genau dieser Grundgedanke sei falsch, entgegnet die Grünen-Politikerin. Eine Quotenfrau bringe gleiche Leistung und Befähigung mit, die Karriereleiter weiter nach oben klettere trotzdem der männliche Kollege. Männer verfügten über Netzwerke und würden sich gegenseitig an die Spitze helfen.

Wenn sich eine Frau den Weg bis ganz nach oben erkämpft habe, würde sie von ihren Kolleginnen argwöhnisch beäugt. Frauen beurteilten andere Frauen einfach anders, der Konkurrenzdruck untereinander sei größer. "Mir machen weniger meine Kollegen das Leben schwer, als meine Kolleginnen", weiß Kathrin Müller Hohenstein zu berichten. Auch dafür hat Irmingard Schewe Gerigk eine Lösung: "Es müssen einfach mehrere Frauen in Spitzenpositionen kommen. Dies ist auch besser für die Wirtschaft."

Norwegen zum Beispiel wurde bewusst, dass eine Frauquote in der Wirtschaft sinnvoll ist. "Die Welt hat aufgeschrieen", erzählt Irmingard Schewe Gerigk. Seit Anfang des Jahres müssen 40 Prozent der Aufsichtsratsitze nun mit Frauen besetzt werden. Dies könne auch ein Modell für Deutschland sein - wird es aber vorerst nicht. Noch lehnen die Parteien (Grüne und SPD), die in ihren eigenen Reihen eine Quote eingeführt haben, eine flächendeckende Quote für Unternehmen ab.

Dies sei auch gar nicht nötig, so Karin Müller-Hohenstein. "Wenn die Entwicklung so weiter geht, haben wir keine Männer mehr in den Chefetagen sitzen", warnt die Moderatorin. Dem widerspricht die Grüne Irmingard Schewe Gerigk heftig: Laut einem unlängst im Bundestag vorgestellten Gutachten wären bei Beibehaltung der momentanen Geschwindigkeit Frauen und Männer erst im Jahr 2100 völlig gleichgestellt. Ist das Ziel weiter entfernt als zunächst gedacht?

Foto: www.asf.spd.de

asf

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