Laut Studie schrumpft heute die deutsche Bevölkerung trotz Zuwanderung. Seit Jahrzehnten sterben mehr Menschen, als geboren werden. Die Geburtenrate ist bis auf 1,36 Kinder je Frau gesunken.
"Die Zahl der in Deutschland geborenen Kinder wird jedenfalls bis zum Jahr 2050 immer weiter abnehmen", sagte Dr. Hans Fleisch, Vorsitzender des Berlin-Instituts.
Die Studie zeigt auch die starke Abwanderung aus strukturschwachen hin in Wachstumsregionen. Auf Grund ihrer meist besseren Ausbildung würden mehr Frauen abwandern als Männer. Dadurch
entstehe in vielen Gebieten Ostdeutschlands ein Mangel an potentiellen Müttern. Große Teile der neuen Bundesländer und der ehemaligen Industriereviere im Ruhrgebiet und im Saarland würden schon
jetzt schrumpfen und altern. Bis 2020 gelte das für die Hälfte aller deutschen Kreise.
Die Autoren erwarten zukünftig einen wachsenden Wettbewerb der Regionen und Kommunen um Bewohner. Denn Unterschiede in Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung zwischen Osten und Westen bzw.
Norden und Süden des Landes werden sich laut Studie weiter verstärken. So konnten trotz Wirtschaftswachstums in vielen neuen Bundesländern Arbeitslosigkeit und Abwanderung nicht aufgehalten werden.
Der negative demografische Trend könne zwar nicht aufgehalten, seine Folgen aber gedämpft werden, führte Fleisch aus. Die Zukunft unseres Landes sei davon abhängig, ob das gelinge. Fleisch
forderte einen nationalen Aktionsplan, an dem alle gesellschaftlichen Kräfte mitwirken sollten. Ohne Gesamtkonzept würden auch Einzelmaßnahmen wie das Elterngeld keine Wirkung zeigen.
So müssten z.B. mehr Teilzeitarbeitsplätze geschaffen werden, um die Diskriminierung von Müttern im Berufsleben zu beenden, forderte Klingholz. Als weitere Schritte schlug er Förderung
männlicher Jugendlicher, mehr vorschulische Bildung und die Freistellung des Renteneintrittsalters vor. Die Politik müsse die Entleerung ganzer Landstriche zulassen anstatt die Entwicklung durch
Subventionen unnötig zu verlängern.
Die Bevölkerungsentwicklung in vielen Teilen Deutschlands verlange außerdem einen massiven Verwaltungsrückbau. Viele Gemeinden schrumpften, hätten aber gleiche Fixkosten wie vorher. Nur
wenige Politiker wie Jens Bullerjahn, SPD-Fraktionsvorsitzender in Sachsen-Anhalt, hätten die Problematik wirklich verstanden.
Als sog. Gastarbeiter sei das Gros der Migranten in Deutschland nie integriert worden, so Klingholz. Es gelte nun die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren. Einwanderer müssten in Arbeit
integriert werden und nicht in die Arbeitslosigkeit. Auch eine Integration der wachsenden Unterschicht sei nötig.
Die Bevölkerung durchlebe all diese Entwicklungen bereits, es werde Zeit dass sich die Politik der Realität anpasse, so Klingholz. Auf viele Kommunen kämen enorme Probleme zu. Sie sollten
nicht auf Lösungen aus Berlin warten, sondern selber Initiativen starten, um sich fit für die Zukunft zu machen, riet er.
Das Buch: Steffen Kröhnert, Franziska Medicus, Reiner Klingholz, Die Demografische Lage der Nation - Wie zukunftsfähig sind Deutschlands Regionen?, 191 Seiten, 10 Euro, dtv, München 2006,
ISBN-13: 978-3-423-34296-4
Mark Herten
Quellen: www.dtv.de, www.berlin-institut.org
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