Wie Matthias Platzeck den Streit zwischen Bahn und GDL erlebte
Als die Beteiligten der Schlichtung zwischen Deutscher Bahn und Lokführergewerkschaft GDL am Mittwochmorgen vor die Presse traten, war ihnen die Erleichterung anzusehen. Fünf lange Wochen hatten sie um eine Lösung gerungen, waren aufeinander zu gegangen, hatten sich entzweit, die Verhandlungen unterbrochen, um sich am Ende doch zusammen zu raufen. „Mit dem erreichten Ergebnis bin ich zufrieden“, erklärt Matthias Platzeck im Gespräch mit dem Vorwärts. An der Seite von Bodo Ramelow (Die Linke) hatte er die beiden Streitparteien erst an einen Tisch und schließlich zu einer Lösung geführt.
Bahn stellt 300 neue Lokführer ein
Die sieht folgendermaßen aus: Zusätzlich zu der bereits im Februar geleisteten Einmalzahlung in Höhe von 750 Euro erhalten GDL-Mitglieder einmalig 350 Euro, mit Stichtag 1. Juli erhöht sich ihr Gehalt um 3,5 Prozent. Zum 1. Mai 2016 kommen noch einmal 1,5 Prozent dazu. Zusätzlich stellt die Bahn 300 Lokführer und 100 Zugbegleiter ein, um den Abbau der angehäuften Überstunden zu ermöglichen. Ab 2018 gilt für die in der GDL organisierten Lokführer dann eine 38-Stunden-Woche.
Matthias Platzeck, der von einer „sehr speziellen Auseinandersetzung“ sprach, beschrieb die Stimmung während der Verhandlungen bildlich: „Wenn sie über den Tisch eine Glühbirne zwischen die Verhandlungspartner gehängt hätten, die hätte geleuchtet.“ Zu Beginn hätten er und Ramelow „ein deutlich zerrüttetes Verhältnis“ vorgefunden. „Da war Hochspannung im Saal“, so Platzeck weiter. Er ließ durchblicken, dass die Verhandlungen zwischendurch unterbrochen wurden, auch ein Abbruch stand im Raum.
Schlichter wurden mit der Zeit mutiger
„Nach und nach wurde die Debatte aber sachlicher und vernünftiger, auch wir sind im Prozess ehrgeiziger geworden“, so Platzeck. Statt eines Vorschlags hätten er und Ramelow einen Abschluss präsentieren wollen, auch infolge der jüngst gescheiterten Schlichtung im Kita-Streik. Das ist ihnen jetzt gelungen. Noch in der Nacht zu Mittwoch seien die insgesamt 16 Tarifvereinbarungen unterschrieben worden, so Platzeck. GDL-Chef Klaus Weselsky versicherte hinterher, sich an die bis 2018 geltende Friedenspflicht zu halten.
Mit Blick auf die laufenden Tarifkonflikte, etwa bei der Deutschen Post, sagte Platzeck: „Die Lösung ist in vielerlei Hinsicht wichtig, auch weil sie eine positive Nachricht aussendet.“ Aktuell gebe es viele „komplizierte Verfahren und Situationen“, für diese könnte die erzielte Einigung hilfreich sein. Erleichtert zeigte sich Platzeck über die Positionierung der GDL-Konkurrenz EVG, die ihrerseits die Einigung begrüßte: „Gewerkschaften sollten nicht gegeneinander stehen, das ist mir besonders wichtig.“