Inland

Wie Integration an der Werkbank und im Büro gelingt

Viele Hunderttausend Menschen sind in den vergangenen Monaten nach Deutschland gekommen. Auch auf dem SPD-Parteitag wird das Thema eine zentrale Rolle spielen. „Wir müssen alles dafür tun, damit die Integration der Flüchtlinge gelingt“, fordert Parteivize Thorsten Schäfer-Gümbel.
von Thorsten Schäfer-Gümbel · 9. Dezember 2015
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Gute Arbeit ist der Kern sozialdemokratischen Denkens und Handelns. Fest verwurzelt in der Arbeiterbewegung ist die SPD die Partei der Arbeit. Arbeit stärkt unsere Würde und Anerkennung – sei es am Arbeitsplatz oder im Ehrenamt. Arbeit schafft soziale Bindungen und ermöglicht ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben. Der Zugang zu Beschäftigung ist für uns daher eine zentrale Voraussetzung für eine gelingende Flüchtlingsintegration. Wir müssen alles dafür tun, damit Integration an der Werkbank, am Fließband und im Büro gelingen kann.

Sprachkurse ab dem ersten Tag, mehr Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher, die für den Umgang mit Flüchtlingen qualifiziert werden, dauerhafte Aufenthaltstitel nach Ausbildungen, leichtere Anerkennung von Abschlüssen – wir wissen, wie man das Land zusammenhält. Gemeinsame Arbeit ist eine der einfachsten Verständigungsmöglichkeiten der Welt. Denn wer zusammen Brötchen backt oder Autos repariert, lernt sich kennen und schätzen. So wird Integration gelingen: mit Teilhabe, Toleranz und Chancengleichheit.

Einwanderung ist auch aus ökonomischer Sicht richtig

Nicht nur die neuen Kolleginnen und Kollegen sind Gewinner, sondern wir alle! Die Aufnahme von Flüchtlingen ist eine Frage der Menschlichkeit, Einwanderung ist auch aus ökonomischer Sicht richtig. Ausgaben für Unterbringung und Verpflegung, mehr sozialer Wohnungsbau, bessere Ausstattung von Schulen – das alles wirkt wie eine Konjunkturspritze, die allen zugute kommt. Mittelfristig ist sie eine Chance zur Bewältigung des Mitarbeitermangels und der demografischen Entwicklung, die unser Wohlstandsmodell herausfordern. Die Hälfte der Flüchtlinge ist unter 25 Jahre alt. Deutschland braucht junge, gut ausgebildete Menschen – wir sollten diese Chance mit aller politischen Überzeugung und wirtschaftlichenKraft nutzen. Das wird nicht einfach, es wird nicht einfach passieren, sondern muss gemacht und organisiert werden.

Wir müssen Arbeit auch europäisch und international auf die Tagesordnung setzen. Die Perspektivlosigkeit vieler Menschen in Europa und weltweit zwingt sie zur Flucht. Wir brauchen daher stärkere Investitionen in den wirtschaftlichen Aufbau von Krisenländern sowie eine Assoziierungs- und Handelspolitik, die wirtschaftliche, soziale und humanitäre Ideale verfolgt. Wohlstand für alle darf nicht als nationales Ziel gelten – der Zusammenhalt muss auch international erfolgen.

Viele Menschen kommen dieses Jahr zu uns und werden zum Teil bei uns bleiben. Sie suchen Freiheit und Sicherheit. Lasst uns das Land zusammenhalten und niemanden zurücklassen. Gewinner sind wir alle!

Autor*in
Thorsten Schäfer-Gümbel

ist stellvertretender SPD-Vorsitzender sowie Fraktions- und Landesvorsitzender der SPD in Hessen. Er ist Vorsitzender des Kulturforums der Sozialdemokratie.

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