Inland

Wie gesund isst Schule?

von Marisa Strobel · 6. November 2012

Die jüngste Brechdurchfall-Epidemie an ostdeutschen Schulen hat eine erneute Diskussion um Preise und Qualität entfacht.

Zu viel Fett, zu wenig Vitamine: Das Schulessen hat keinen guten Ruf. Anfang des Jahres bewerteten Ernährungswissenschaftler der Hochschule Niederrhein in einer Untersuchung die Qualität der Schulkost als mangelhaft. Nach der Brechdurchfall-Epidemie Ende September in Ostdeutschland steht das Schulessen noch stärker in der Kritik. Schuld an der Erkrankung von mehr als 11 000 Menschen waren offenbar billige Tiefkühl-Erdbeeren aus China, die ein Caterer für Schul- und Kita-Essen verwendete. Diskutiert wird nun, wie die Qualität des Schulessens verbessert werden kann. Elternvertreter fordern unter anderem, vermehrt auf regionale Produkte zurückzugreifen.


Doch vielerorts scheitert es schlichtweg am Geld. Häufig mangelt es zum einen an der Bereitschaft, zum anderen an den finanziellen Möglichkeiten von Eltern und Kommunen, für gutes Essen angemessen zu bezahlen. Eine warme Schulmahlzeit darf derzeit im Bundesdurchschnitt nur 2,50 Euro kosten. Die Preise variieren je nach Bundesland. So werden in Thüringen nur 1,90 Euro fällig, in Bayern dagegen 4,20 Euro. Während in München die Eltern den Beitrag komplett finanzieren müssen, subventioniert der Berliner Senat jedes Essen mit 52 Cent. Bei einem Gesamtbetrag von ca. 2 Euro bleiben einem Berliner Caterer nach Abzug der Personal- und Betriebskosten sowie der Mehrwertsteuer nur um die 60 Cent für Zutaten. Täglich Salat oder Rohkost, wie es Ernährungsexperten empfehlen, oder gar regionale Produkte, sind bei solchen Beträgen nicht drin.

Was kann die Politik tun?
Wie viel ein vollwertiges Schulessen kostet, machte erst im September eine Studie der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg deutlich. Ergebnis: Für ein Mittagessen an Grundschulen sollten mindestens 3,17 Euro zur Verfügung stehen – und damit ein Euro mehr als in Berlin bisher üblich. Doch die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) warnt: „Ein teures Schulmittagessen ist nicht gleichbedeutend mit einem qualitativ besseren Schulmittagessen.“ Damit sich die Mehrkosten auch auf dem Teller bemerkbar machen, strebt ihr Senat mehr Qualitätssicherung und -kontrolle an. Wie viel mehr ein Berliner Schulessen künftig kosten wird und wer die Kosten der Preiserhöhung trägt, ist noch offen.

In Hamburg ist man da bereits einen Schritt weiter. Schulsenator Ties Rabe  (SPD) hat in diesem Jahr ein fünfstufiges Gebührensystem eingeführt. Je nach Einkommen zahlen Eltern zwischen 70 Cent und 3,50 Euro pro Essen, die Differenz trägt der Senat. Für Kinder aus einkommensschwachen Familien, die das Bildungs- und Teilhabepaket beziehen, ist das Essen kostenlos. Die Caterer verpflichten sich zudem, die Qualitätskriterien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) einzuhalten.

Schulessen ist aber nicht nur Nahrungsaufnahme. Seit Jahren steigt die Zahl der übergewichtigen Kinder. Daheim lernen sie immer seltener, sich gesund zu ernähren. Daher sehen Experten die Schulen mit in der Verantwortung, Schülern eine gesunde Lebensweise zu vermitteln. In Rheinland-Pfalz startete deshalb im September eine Initiative zur Verbraucherbildung an Schulen. Insgesamt 20 Lehrer aus zwölf Schulen werden derzeit geschult. Bei ihnen sollen Kinder ausgewogene Ernährung und den bewussten Umgang mit Geld lernen.

Autor*in
Marisa Strobel

ist freie Journalistin in Berlin. Von 2011 bis 2013 hat sie beim vorwärts volontiert.

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