Wie ein Projekt in Hamburg Flüchtlinge schnell in Arbeit bringt
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„Keine Integration ohne Arbeit.“ Sätze wie diesen hören Flüchtlinge häufig. Wie weit die Realität in Deutschland derzeit davon entfernt ist, zeigen Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge. Rund 40.000 unbearbeitete Asylanträge haben sich dort angehäuft. Zuletzt sank ihre Zahl nur langsam.
Integration von Flüchtlingen durch Arbeit
Damit die Integration der Flüchtlinge dennoch vorangeht, haben sich in Hamburg Senat, Arbeitsagentur und Jobcenter zusammengetan. Das Projekt „W.I.R – work & integration for refugees“ will Flüchtlingen mit guter Bleibeperspektive dabei helfen, auch vor Bearbeitung ihrer Asylanträge Schritte in Richtung Arbeitsmarkt machen zu können.
Ins Leben gerufen wurde W.I.R im September 2015, damals noch unter Beteiligung des Ex-Sozialsenators Detlef Scheele (SPD). Der erklärte: „Flüchtlinge sollten nicht tatenlos und unnötig lange in den Unterkünften herumsitzen, wenn sie sowieso anerkannt werden.“ Qualifikationen und Potenziale müssten erkannt werden, um die Menschen in Arbeit zu bringen, so Scheele.
Qualifikationen und Potenziale erkennen
Wie das funktioniert? Zunächst besuchen mobile W.I.R-Teams Flüchtlingsunterkünfte, stellen das Projekt vor und klären, ob Interesse an Unterstützung bei der Arbeitsvermittlung besteht. In einem zweiten Schritt werden individuelle Termine vereinbart, die zur Klärung der persönlichen Lebensumstände der Flüchtlinge dienen. Erst danach wird entschieden, ob im Einzelfall eine sofortige Aufnahme in die Arbeitsvermittlung sinnvoll ist. Andernfalls werden grundlegende Qualifikationen wie Praktika oder Deutschkurse vermittelt.
Ein Ansatz, auf den auch Melanie Leonhard (SPD), Amtsnachfolgerin von Detlef Scheele, stolz ist: „Mit dem Vorhaben bekommen wir erstmals systematisch Informationen über die Qualifikationen und Potenziale von geflüchteten Menschen mit guter Bleibeperspektive. Damit können wir ihnen schneller bei der Integration in Ausbildung und Arbeit helfen.“ Eine erste Auswertung zeigt: Die Chancen stehen gut. So haben 70 Prozent der Befragten vor ihrer Flucht gearbeitet. 65 Prozent aller Befragten gaben an, elf oder mehr Jahre die Schule besucht zu haben. Finden diese Menschen dank W.I.R schnell eine Anstellung, haben sie den wichtigsten Schritt hin zu einer gelungenen Integration bereits hinter sich.