Welcome-App: Wie das Handy Flüchtlingen eine neue Welt eröffnet
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Pegida hatte – ungewollt – auch gute Folgen. Denn als sich Ende vergangenen Jahres erstmals jeden Montag sogenannte Patrioten in Dresden trafen, um gegen die „Islamisierung des Abendlandes“ zu demonstrieren, begann in Viola Klein eine Idee zu reifen. „Wenn Flüchtlinge in Not sind, muss man ihnen helfen“, ist die Geschäftsführerin von Saxonia Systems überzeugt. Normalerweise entwickelt ihr Unternehmen Computer-Programme für Firmen. „So geht Software“ lautet der Slogan. Die Kunden, die Klein nun im Blick hatte, wussten noch gar nichts von ihrem Glück. Und Geld bezahlen konnten sie auch nicht.
Fünfsprachige App für Neu-Dresdner
Gemeinsam mit einem weiteren Dresdner IT-Unternehmen, der Heinrich & Reuter Solutions GmbH, entwickelte Saxonia Systems innerhalb kürzester Zeit ein Programm, das Flüchtlinge kostenlos auf ihrem Smartphone installieren können. „Diese App soll dazu dienen, Flüchtlingen die ersten Wege zu erleichtern und sich speziell in Dresden zurechtzufinden“, erklärt Viola Klein die Idee. In fünf Sprachen – Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und Arabisch – können sich die Neu-Dresdner etwa darüber informieren, wo sie einen Sprachkurs finden, wie ein Asylverfahren abläuft und wer sie bei Fragen des täglichen Lebens beraten kann.
„In unserem Unternehmen haben wir 230 Mitarbeiter aus elf Nationen und sind es gewohnt, mit fremden Kulturen zu arbeiten“, erzählt Klein. Kein Wunder, dass schnell Entwickler gefunden waren, um die App zu programmieren. Ihr Gehalt bezahlen weiter die beiden Software-Unternehmen, obwohl sie selbst kein Geld mit dem Projekt verdienen.
Weitere Städte zeigen Interesse
Und die Arbeit wird nicht weniger. Inzwischen hat die „Welcome App Dresden“ nämlich derart für Furore gesorgt, dass eine „Welcome App Deutschland“ folgen soll. Das „Rahmenprogramm“ wurde am 3. Oktober vorgestellt. Interessierte Städte, Landkreise und Bundesländer können sie nutzen, um sie mit eigenen Inhalten zu füllen. 25 Städte sollen bereits großes Interesse gezeigt haben. Der Freistaat Sachsen soll bis Ende des Jahres vollständig integriert sein.
In der bisherigen Variante steht unter der Überschrift „Willkommen in Sachsen!“: „Der besondere sächsische Dialekt wird häufig belächelt, aber er verleiht denen, die ihn sprechen, auch besonderen Charme und Freundlichkeit.“
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.