Inland

Wechselstimmung!

Der „Deutschland-Trend“ macht eine Wechselstimmung in Deutschland aus. Auch wenn der Begriff etwas unbestimmt ist, sollte die SPD sie für sich nutzen.
von Kai Doering · 24. März 2017
Gibt es eine Wechselstimmung in Deutschland? Egal. Die SPD sollte die aktuelle Situation nutzen.
Gibt es eine Wechselstimmung in Deutschland? Egal. Die SPD sollte die aktuelle Situation nutzen.

Der März ändert so einiges: das Wetter (wird besser), die Uhrzeit (am Sonntag nicht die Zeitumstellung vergessen!) und nun offenbar auch die politische Stimmung im Land. Von einer „Wechselstimmung“ spricht der aktuelle „DeutschlandTrend“ des ARD-Morgenmagazins. Demzufolge wollen 44 Prozent der Deutschen, dass die nächste Bundesregierung von der SPD geführt wird – und das nach fast zwölf Jahren Angela Merkel.

Als Bundeskanzler wünschen sich zudem 45 Prozent der Befragten Martin Schulz, nur 36 Prozent Angela Merkel. SPD (plus ein Prozentpunkt) und CDU (unverändert) liegen bei der Sonntagsfrage mit 32 Prozent gleichauf.

Erinnerungen an 1998

„Es bahnt sich eine Wechselstimmung an“, hatte Ex-Journalist und Politikberater Michael Spreng schon Anfang Februar prophezeit. Nun ist Spreng diesbezüglich nicht unbedingt ein Experte, hat er doch im Bundestagswahlkampf 2002 Edmund Stoiber beraten, dem damals eher eine Verhinderungsstimmung entgegenschlug, doch bemerkenswert ist Sprengs Urteil allemal. Er stellte im Februar nämlich auch fest, die Situation erinnere ihn an 1998.

Zur Erinnerung: Damals war – nicht unbedingt erwartet – statt Parteichef Oskar Lafontaine Gerhard Schröder als Kanzlerkandidat der SPD ins Rennen gegangen. Der hatte – übrigens im März – die absolute Mehrheit der SPD in Niedersachsen noch ausgebaut und forderte nun den nach 16 Jahren amtsmüden Helmut Kohl heraus. Das Ergebnis ist bekannt.

Die SPD sollte die Situation nutzen

Wechselstimmung ist kein wirklich scharfer Begriff. In der Politikwissenschaft, die lieber mit Umfragen und Zahlen arbeitet, ist er eher unbekannt. Zu unterschätzen ist sie aber nicht. Erfasst sie ein Land, hat ein Regierungschef ihr häufig wenig entgegenzusetzen. Sie wird zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Ob die Wechselstimmung jetzt, ein halbes Jahr vor der Bundestagswahl, bereits vollständig in Deutschland angekommen ist, ist schwer zu sagen. Die SPD sollte aber schon die ersten Anzeichen für sich nutzen.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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