Die mit den Netzbetreibern vereinbarten Regeln seien ein "Meilenstein" für einen freien und transparenten Leitungszugang, sagte der Chef der Bundesnetzagentur Matthias Kurth. Es eröffne sich
nun die Chance für neue Gasanbieter, auf den von etablierten Betreibern weitgehend kontrollierten Markt zu kommen.
Nach dem Modell der Netzagentur verpflichten sich Gasnetzbetreiber durch Kooperationen bundesweit 20 überregionale Marktgebiete zu bilden. Ein Gashändler muss nunmehr nur zwei Verträge
abschließen, einen Einspeise- und einen Ausspeisevertrag. Innerhalb eines Gebietes soll der Anbieterwechsel ab dem 1. Oktober 2006 ohne Probleme möglich sein. Die Netzbetreiber müssen die
Abwicklung eines solchen Wechsels unter sich ausmachen. Bestehende Liefer- und Transportverträge bleiben von der Neuregelung unberührt.
Das neue Energiewirtschaftsgesetz schreibt die Öffnung der Gasnetze und eine möglichst preisgünstige und verbraucherfreundliche Versorgung bis zum 1. Februar 2006 vor. Bisher sind die
Leitungen im Besitz weniger Ferngasgesellschaften. Die Kosten für den Gastransport machen circa ein Drittel des Endpreises aus.
Gaspreise könnten sinken
Durch das neue Modell, könnten die Gaspreise nach Berechnungen von Händlerverbänden um fünf bis zehn Prozent sinken, dadurch würden die Verbraucher um bis zu 3 Milliarden entlastet. Der Chef
der Netzagentur äußerte sich dagegen zurückhaltend über mögliche Preissenkungen. "Wir werden sehen, ob es Anbieter gibt, die private Kunden beliefern wollen", sagte Kurth. Auch
Bundeskartellamtschef Ulf Böge zeigte sich skeptisch, ob der Markt rasch in Gang komme.
Unterschiedliche Reaktionen
Große Freude dagegen bei den Gasanbietern: Der Vorstandsvorsitzende des größten deutschen Gasunternehmens E.on-Ruhrgas, Burckhard Bergmann, sprach von einem "Quantensprung" in der
Vereinfachung des Netzzuganges. "Wir sind unserem Ziel, dass Haushaltskunden ihren Lieferanten frei wählen können, ein Stück näher gekommen", sagte er. Auch Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU)
lobte das Modell als "großen Schritt zu mehr Wettbewerb auf dem Gasmarkt". Der Verband kommunaler Unternehmen, der selbst an den Verhandlungen mit der Netzagentur beteiligt war, zeigte sich
ebenfalls zufrieden.
Kritik kam dagegen vom Bundesverband neuer Energieanbieter (BNE). BNE-Sprecherin Anette Bergmann sprach von einem enttäuschenden Ergebnis ohne "klare Signale für mehr Wettbewerb". Die
Bundesnetzagentur habe lediglich eine vage Absichtserklärung getroffen.
Karsten Wiedemann
Quellen: Der Tagesspiegel (1.2.06), Die Tageszeitung (1.2.06), Financial Times Deutschland (1.2.06), Süddeutsche Zeitung (1.2.06), www.vku.de, www.regtp.de, www.eon.de
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