Inland

Was Europa im Innersten zusammenhält

von Sarah Schönewolf · 3. März 2014

A Soul for Europe – „Europa eine Seele geben“ lautet das Motto einer gleichnamigen zivilgesellschaftlichen Initiative. Auf einer Konferenz, die am Montag in Berlin stattfand, diskutierten Größen wie der EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und der Präsident des EU-Parlaments Martin Schulz über die europäische Seele.

Es sind immer wieder die Erfahrungen und Leben der Väter, die herangezogen werden, um die Erfolgsgeschichte der Europäischen Union zu verdeutlichen. So auch auf der Berliner Konferenz der Initiative „ A soul for Europe“ am Montag. Geschichten, wie sie etwa der Spitzenkandidaten der europäischen Sozialdemokraten für die Europawahl Martin Schulz erzählt, dessen Vater als Soldat im Zweiten Weltkrieg kämpfte. Oder die des Vaters von Jean-Claude Juncker, der im gleichen Krieg zum Dienst in der Deutschen Wehrmacht gezwungen worden war. „Die Lebensleistung meines Vaters war es mich trotzdem deutschenfreundlich erzogen zu haben“, sagte der frühere Premierminister Luxemburgs und Kandidat der Konservativen für die Europawahl.

Besonders sichtbar wird die europäische Seele immer dann, wenn man sie von außen betrachtet. Etwa aus dem Blickwinkel der Demonstranten in der Ukraine, auf die EU-Kommissionspräsident Barroso in seiner Eröffnungsrede verwies. Diese hätten für die Hoffnung demonstriert, zur Europäischen Union zu gehören, weil sie sich und ihre Werte als europäisch definierten. Ihre Hoffnung drohe derzeit durch eine Aufspaltung ihres Landes begraben zu werden. (Zur derzeitigen Lage in der Ukraine). „Das Minimum, das wir für die Ukraine tun können, ist ihre Souveränität zu unterstützen und ihr weiter ein Assoziierungsabkommen mit der EU anzubieten,“ sagte Barosso.

Schulz: Europa hält sein Versprechen nicht

Der Blick von innen auf die europäische Gemeinschaft ist ein anderer und weniger enthusiastischerer. Dass machte der deutsche Regisseur Wim Wenders deutlich. Er empfinde die EU als kalt und diese Kälte mache ihn wütend, so der Filmemacher. Sein Kindheitstraum einer wahren europäischen Einheit habe sich nicht erfüllt, lediglich die wirtschaftliche Union sei Realität geworden. „Wie kann Brüssel sich noch weiter wie bisher verhalten, wenn etwas so Existentielles fehlt?“ fragte Wenders.

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz hingegen wandte sich gegen EU-Skeptik und warb dafür Europas kulturelle Werte stärker zu schätzen. Diese Wertschätzung sei außerhalb Europas häufig eher gegeben. Zugleich machte der Spitzenkandidat der europäischen Sozialdemokraten für die Europawahl auch deutlich, dass es Europa an sozialem Zusammenhalt fehle.

„Europa war sowohl ein Versprechen der Mächtigen an ihre Bürger, dass sich die dramatischen Ereignisse der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nicht mehr wiederholen, als auch ein ökonomisches Versprechen allen die gleichen Zukunftschancen zu geben. Dieses Versprechen wurde nicht gehalten. Wir müssen diese Ungleichgewichte beseitigen“, appellierte Schulz. Zudem bräuchten die Menschen in Europa endlich das Gefühl mitentscheiden zu können. Die EU dürfe sich nicht in Kleinkram verlieren.

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Sarah Schönewolf
Sarah Schönewolf

ist Diplom-Politologin und Redakteurin des vorwärts.

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