Inland

Warum es ohne Solidarität keine Gerechtigkeit gibt

Während Bürger Einigkeit und Zusammenhalt demonstrieren, scheinen sich die europäischen Politiker an Grundwerten zu scheiden. Dabei gehört Solidarität zu den wichtigsten Werten der europäischen Gemeinschaft, sind sich Vertreter deutscher Parteien einig.
von Carolin Katschak · 7. Oktober 2015
Ralf Stegner
Ralf Stegner

Solidarität ist in diesen Tagen, Wochen und Monaten ein präsenter Begriff, gar vielleicht einer der bedeutendsten dieses Jahres. Das spiegelt sich vor allem in der Bevölkerung wieder: Sei es am Münchner Hauptbahnhof oder in den Flüchtlingsunterkünften. 

Ohne Solidarität keine Gerechtigkeit

Dort vor Ort zeigt sich: Solidarität gehört immer noch zu den wichtigsten Grundwerten der Gesellschaft. Darüber sind sich SPD-Vize Ralf Stegner, Vizepräsidentin des Bundestages Petra Pau von der Linken und Michael Kellner, politischer Geschäftsführer der Grünen, am Dienstagabend bei dem Grundwerteforum der Friedrich-Ebert-Stiftung einig. Denn ohne Solidarität gebe es keine Gerechtigkeit und ohne Gerechtigkeit keine Freiheit, sagt Pau. Und Stegner ergänzt: „Ohne Solidarität gibt es keine menschliche Gesellschaft.“ Das sagte einst auch sein Parteikollege Erhard Eppler.

Während Solidarität meist durch Parteien und Gewerkschaften organisiert worden sei, sei sie heute weitaus unabhängiger, sagt Kellner. Die Stärke der Gesellschaft liege besonders in der individuellen Solidarität. So teile man heute seine Bohrmaschine mit dem Nachbarn, sein übrig gebliebenes Essen über soziale Netzwerke mit Unbekannten oder aber helfe spontan Menschen in Not, ganz ohne Verordnungen.

Ohne Gerechtigkeit keine Freiheit

Eben diese spontane und individuelle Solidarität habe dazu beigetragen, das Versagen der Politik bei der Flüchtlingskrise zu minimieren, so Pau. Wichtig sei jedoch, dass man Solidarität nicht einfordere, denn „Ich kann nicht Solidarität daran binden, dass der andere solidarisch ist“, sind sich Kellner, Pau und Stegner einig.

Für den SPD-Vize Stegner ist wichtig, dass man sich gemeinsam für Ziele einsetze, denn „Solidarität zielt auf ein Gemeinwohl ab und der Kampf gegen Unrecht geht nur zusammen“. In aktuellen politischen Debatten habe man aus dem Blick verloren, dass Europa nur als Wertegemeinschaft eine Zukunft hat. Dabei vergäßen Akteure auch, dass sich Frieden nur durch eine gemeinsame Solidarität aufrechterhalten lässt, so Stegner. Deshalb sei es wichtig, dass sich Gesellschaft und Politik auch in Zukunft mit den Grundwerten Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität auseinandersetzen, plädiert Pau.

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