Warum die SPD mehr Frauen in Unternehmensvorständen will
Raphael Huenerfauth/photothek.net
160 börsennotierte Unternehmen gibt es in Deutschland. Bei 103 von ihnen sitzt keine Frau im Vorstand. Von den Vorständen der 30 Dax-Konzerne sind sechs ausnahmslos mit Männern besetzt. „Wir wollen, dass Schluss ist mit den reinen Männerclubs an der Spitze von Unternehmen“, sagt deshalb die SPD.
Zum Internationalen Frauentag am 8. März hat der Parteivorstand eine Resolution beschlossen, in der die Sozialdemokrat*innen fordern, dass Vorständen von „Unternehmen, die börsennotiert und paritätisch mitbestimmt sind“, künftig mindestens eine Frau angehört – zumindest, wenn der Vorstand aus mehr als drei Personen besteht.
„Führungsteams mit Frauen führen besser.“
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey und Bundesjustizministerin Christine Lambrecht hatten im Februar einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt, der nun im Kanzler*innenamt geprüft wird. „Wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wollen jetzt in der Regierung den nächsten Schritt Richtung Gleichstellung für Frauen in Führungspositionen gehen“, erhöht der SPD-Vorstand den Druck. „Führungsteams mit Frauen führen besser“, sind die Sozialdemokrat*innen überzeugt.
„Die Vorstände deutscher Unternehmen sind absolut männerdominiert“, hatte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey erst vor wenigen Tagen im Interview mit dem „Handelsblatt“ kritisiert. Betroffen von der geplanten Regelung wären nach Angaben aus ihrem Ministerium rund 70 Unternehmen in Deutschland, die Frauen in ihre Vorstände aufnehmen müssten. „Und die Regelung greift auch erst dann, wenn ein Vorstandsposten neu zu besetzen ist“, stellt Giffey klar. „Kein Unternehmen wird also gezwungen, ein männliches Vorstandsmitglied zu entlassen.“
„Frauen haben entscheidenden Anteil am Unternehmenserfolg.“
Die Bundestagsfraktion von CDU und CSU lehnt den Vorschlag trotzdem ab. In der sozialen Marktwirtschaft gelte „das Leistungsprinzip, und zwar unabhängig des Geschlechts“, hatte ihr wirtschaftspolitischer Sprecher Joachim Pfeiffer bereits im vergangenen Jahr kritisiert. Einen staatlichen Eingriff in die Personalpolitik von Unternehmen wie von Giffey und Lambrecht geplant bezeichnete er als „ordnungspolitischen Sündenfall“.
Die Bundesjustizministerin zeigt sich davon unbeeindruckt. „Frauen haben entscheidenden Anteil am Unternehmenserfolg“, sagt Christine Lambrecht. „Es liegt daher im ureigenen Interesse der Unternehmen, diese Kompetenz auch in die Führungsgremien einzubeziehen.“
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.