Inland

Warum Armut kein Zufall ist

Jedes fünfte Kind wächst in einkommensschwachen Familien auf, 40 Prozent aller Alleinerziehenden leben von Hartz IV, über 300 000 Menschen in Deutschland sind ohne Wohnung – es sind alarmierende Zahlen, die die Nationale Armutskonferenz vorstellte.
von Jan Duensing · 16. Oktober 2015
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Armut und soziale Ausgrenzung würden von der Politik als fast schon unabänderlich hingenommen, so der Vorsitzende der Nationalen Armutskonferenz Dr. Frank Johannes Hensel bei der Vorstellung des 2. Schattenberichts zu „10 Jahre Hartz IV“ in der Bundespressekonferenz. Alleine die Tatsache, dass es nach 2012 eines zweiten Berichtes bedürfe zeige, dass Armut nicht ausreichend bekämpft werde. Er stellte heraus: „Armut ist kein Zufall“.

150.000 neue Wohnung für Einkommensschwache gefordert

Hensels Stellvertreterin Werena Rosenke betonte, dass eine besondere Form der sozialen Ausgrenzung die Wohnungsnot sei. Hier sehe man dringenden Handlungsbedarf, denn die Anzahl der Haushalte sei weiterhin steigend. Konkret sprach sie von 400.000 Wohnung, die pro Jahr zusätzlich benötigt würden, davon 150.000 Sozialwohnungen. Der soziale Wohungsbau sei von vielen Kommunen in den letzten Jahren dem Markt überlassen worden, hier müsse der Kurs dringend überdacht werden. Sie forderte außerdem einen „Wohnraumgipfel“ um dringend nötige Sofortmaßnahmen zu beschließen.

Kinder von Alleinerziehenden besonders von Armut betroffen

Große Probleme sehen die Forscher auch im weiter zunehmenden Armutsrisiko für Alleinerziehende. Die Hälfte der Minderjährigen in Hartz-IV-Bezug leben mit einem getrennten Elternteil. Besondere Sorgen bereitet Anne Lenze, Professorin für Soziale Sicherung an der Hochschule Darmstadt, die Tatsache, dass außerdem mehr als die Hälfte der unterhaltsberechtigten Kinder keinen Unterhalt vom getrenntlebenden Elternteil erhält. Hier sei Armut schon in jungen Jahren vorgezeichnet, die später schwer zu überwinden sei.

Keine Konkurrenz zu Flüchtlingen

Hensel betonte, dass die aktuelle Situation nicht dazu verleiten sollte verschiedene Gruppen gegeneinander auszuspielen. Es gehe nicht darum, einkommensschwache Menschen oder Flüchtlinge menschenwürdig unterzubringe. Alle hätten gleichermaßen ein Anrecht darauf. Gleichzeitig kritisierte er die gegenwärtige Haltung á la „Es geht uns wirtschaftlich gut!“. Dies gelte nicht für alle Menschen in diesem Land. Fast 10 Prozent der Erwachsenen gelten hierzulande inzwischen als arm.

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