Sachsen ist für die SPD bisher kein fruchtbares Land gewesen. Das will Spitzenkandidat Martin Dulig am Sonntag ändern. Sein Wahlkampf mit eigenem Küchentisch war laut Umfragen erfolgreich – für sächsische Verhältnisse.
Martin Dulig ist ein ungewöhnlicher Spitzenkandidat für eine Landtagswahl. Das zeigt schon ein Blick auf sein Äußeres während der Wahlkampfauftritte: Das dunkle Jackett kombiniert er mit einer ausgewaschenen Jeans. Ungewöhnlich ist auch sein Alter: Mit 40 Jahren gehört er zu den politischen Frühstartern. 2007 wurde er mit 33 Jahren zum jüngsten Landtagsfraktionschef in Deutschland gewählt, 2009 mit 35 Jahren zum jüngsten SPD-Landesvorsitzenden. Er ist gelernter Maurer und Vater von sechs Kindern. Nun soll er die sächsische SPD zu einem Erfolg bei der Landtagswahl am 31. August führen.
Schritt für Schritt nach vorn
In den Umfragen der vergangenen Wochen liegt die SPD zwischen 13 und 15 Prozent. In anderen Bundesländern wäre das nicht viel, in Sachsen ist es ein Erfolg. Bei der Landtagswahl vor fünf Jahren kam die Partei nur auf 10,4 Prozent. "Wir wollen irgendwann den Ministerpräsidenten stellen, aber das geht nur Schritt für Schritt", sagt Dulig. Die anstehende Wahl sei eine "riesengroße Chance", die Partei nach vorne zu entwickeln. Das klingt bescheiden, aber auf eine mögliche Regierungsbeteiligung angesprochen stellt er klar: "Ich habe keine Angst vor Verantwortung."
Herzensthema Bildung
Diese würde er gerne übernehmen, um den Mietpreisanstieg in Dresden und Leipzig zu bremsen, die Landflucht zu stoppen und Bedingungen für eine moderne Industrie zu schaffen. Sein Herzensthema aber ist die Bildung. "Geld für Schulen und nicht für Banken" fordert er. Über das Bildungssystem und den Lehrermangel wird auch in der Familie viel und oft diskutiert. "Die wichtigsten Berater sitzen bei mir am Küchentisch", hat Dulig einmal gesagt.
Dieser Satz ist im Wahlkampf zum Motto geworden. Wo er hinkommt, bringt der Kandidat stets seinen Küchentisch mit und lädt die Passanten ein, sich auf einen Kaffee und ein Gespräch dazuzusetzen. Das kommt gut an. Einen "Wahlkampf mit den Mundwinkeln nach oben" hat Dulig versprochen. Und tatsächlich: Fragt man bei den Wahlkampfhelfern nach, berichten sie von der guten Stimmung in der Partei. Dulig, der junge, unkonventionelle Kandidat, gibt den Sozialdemokraten im CDU-dominierten Sachsen Hoffnung.
arbeitet als Redakteur für die DEMO – die sozialdemokratische Fachzeitschrift für Kommunalpolitik.