Wahl-O-Mat 2017: Wie ein Online-Programm bei der Wahlentscheidung helfen kann
Seit Mittwoch Mittag ist der Wahl-O-Mat online, mit dem die Wähler in Deutschland ihre politischen Standpunkte mit denen der zur Wahl stehenden Parteien abgleichen können. Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) stellt das Programm kostenlos zur Verfügung. Es soll denen helfen, die sich ihrer Wahlentscheidung noch nicht sicher sind oder die sich einfach umfassender über die Standpunkte der Parteien informieren wollen.
Welche Partei passt zu mir?
Den Wählern stehen 38 Thesen zur Verfügung. Jede von ihnen können sie mit „stimme zu“, „stimme nicht zu“ oder „neutral“ beantworten. Dabei ist jedes wichtige Politikfeld, von Umwelt- über Bildungs- bis hin zu Rüstungspolitik vertreten. Am Ende vergleicht der Wahl-O-Mat die eigenen Standpunkte mit denen der Parteien und erstellt ein Ranking, mit welcher Partei man die höchste Übereinstimmung hat. 32 Parteien haben sowohl ihre Antworten, als auch ihre Begründungen für diese vorgelegt. Bei der Vorstellung des Wahl-O-Mat am Mittwoch in Berlin waren Vertreter von SPD, CDU, Grüne und Linke anwesend.
Die Geschichte des Wahl-O-Mat
Der erste Wahl-O-Mat wurde bei der Bundestagswahl 2002 eingesetzt. Damals konnten nur 27 Thesen beantwortet werden. Bewertet werden konnten nur die Parteien, die damals im Parlament vertreten waren. Seitdem ist das Programm laufend weiterentwickelt und ausgeweitet worden. Sowohl für Landtagswahlen, als auch für die Wahl des Europaparlaments steht der Wahl-O-Mat zur Verfügung. Durch seine spielerische Herangehensweise soll er vor allem junge Menschen dazu animieren, sich mit politischen Themen auseinander zu setzen und zur Wahl zu gehen.
Schon 2002 benutzten 3,6 Millionen Menschen das Programm. Einer kürzlich durchgeführten Befragung von YouGov zufolge plant knapp ein Drittel der Deutschen den Wahl-O-Mat vor der Bundestagswahl 2017 zu verwenden. Neben der online verfügbaren Version stellt die Bundeszentrale für politische Bildung in diesem Jahr einen analogen Wahl-O-Mat zur Verfügung, der in Schulen oder auf Marktplätzen aufgebaut werden kann und über ein Lochkartensystem funktioniert.
Mehr als „Ja“ oder „Nein“
In mehreren Workshops haben die Mitarbeiter des Wahl-O-Mat zuerst die Wahlprogramme der Parteien durchgearbeitet und aus ihnen Thesen zu verschiedenen Themen zusammengestellt. Die Parteien hatten nun die Möglichkeit, die Thesen anzunehmen oder abzulehnen. Sie sollten auch Begründungen für ihre Entscheidungen liefern. Thomas Krüger, Präsident des bpb sagt dazu: „Die Welt ist komplexer als eine Wahl-O-Mat These.“ Oft sei es wichtiger zu wissen, warum eine Partei diesen oder jenen Standpunkt vertrete. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit politischen Themen sei so viel leichter zu gestalten.
Von Erstwählern, für Erstwähler
Die Redaktion des Wahl-O-Mat besteht neben der Sozial- und Politikwissenschaftlern aus 26 Jung- oder Erstwählern zwischen 20 und 26 Jahren. Um die ehrenamtliche Mitarbeit haben sich bundesweit 500 junge Menschen beworben.
Franziska Reuther studiert Politikwissenschaft in Mannheim. Für die Mitarbeit am Wahl-O-Mat hatte sie sich beworben, um einen Blick hinter die Kulissen zu bekommen. „Man bekommt Politik immer von außen mit, ist aber nie wirklich nah dran an dem, was passiert.“
Auch für Maik Haubrich, der wissenschaftspolitischen Journalismus studiert, ist der Wahl-O-Mat eine Herzensangelegenheit. „Natürlich kann das Programm keinem seine Wahlentscheidung abnehmen, aber es liefert einen Anstoß, sich für das persönlich Richtige zu entscheiden. Und es ist eine richtig gute Informationsquelle.“ Man könne von Wählerinnen und Wählern nicht erwarten, sich jedes Wahlprogramm durchzulesen. Der Wahl-O-Mat biete komprimiert die wichtigsten Informationen für jeden, der interessiert sei.
Vorstellung mit Vertretern der Parteien
Gestartet wurde der Wahl-O-Mat gemeinsam mit den Generalsekretären und Geschäftsführern der im Bundestag vertretenen Parteien. Hubertus Heil (SPD), Peter Tauber (CDU), Matthias Höhn (Linke) und Michael Kellner (Grüne) mussten sich einem „Realitäts-Check“ unterziehen und beweisen, dass sie auch mit den Positionen ihrer Parteien übereinstimmen. Die Ergebnisse lagen – wenig überraschend – zwischen 97 und 100 Prozent.
„Wenn der Wahl-O-Mat mithilft, dass die Menschen Programme aufmerksamer lesen und wenn vor allem die Wahlbeteiligung gesteigert wird, dann ist das eine gute Sache für unsere Demokratie“, sagte SPD-Generalsekretär Hubertus Heil.
war 2017 Praktikantin in der Redaktion des vorwärts. Sie studiert Geschichte und Politikwissenschaft an der Westfälischen Wilhelms Universität in Münster.