Inland

Vorfahrt für Rudi Dutschke

von ohne Autor · 1. Mai 2008

Um 17:14 Uhr war es soweit. Bezirksbürgermeister Franz Schulz zog an der Leine, das Stoffsäckchen fiel und gab den Blick frei auf das neue Straßenschild mit der Aufschrift Rudi-Dutschke-Straße. Er empfinde "tiefe Genugtuung", dass die Straße endlich den neuen Namen trage, so Schulz. Der Weg dahin war lang gewesen. Ein Rechtsstreit mit der Axel-Springer-AG war der Umbenennung vorausgegangen. Seit gestern liegt das Verlagsgebäude, das seit einigen Wochen auch die BILD beherbergt, an der Straße, die den Namen des einstigen Studentenführers trägt.

Auch wenn kein BILD-Vertreter an der Zeremonie teilnahm (Chefredakteur Kai Dieckmann hatte sich nach Angaben der taz entschuldigen lassen), war die Zeitung doch allgegenwärtig. "Enteignet Springer" war auf vielen der Plakate zu lesen, die die etwa 300 Einweihungszuschauer mitgebracht hatten. Dieselbe Forderung hatten Tausende Demonstranten vor 40 Jahren an derselben Stelle gestellt, nachdem kurze Zeit zuvor ein Attentat auf Dutschke verübt worden war.

"Entmachtet Springer!"

"Mit der Enteignung hat es damals nicht geklappt", sagte Grünen-MdB Hans Christian Ströbele bei der Feierstunde. Die neue Forderung müsse lauten: "Entmachtet Springer!"

An der gut einstündigen Einweihungszeremonie nahm auch die Familie Dutschkes Teil, u.a. seine Frau Gretchen, die Söhne Marek und Hosea sowie Tochter Polly. "Ab heute hat die Rudi-Dutschke-Straße Vorfahrt", freute sich Marek Dutschke. Dies kann durchaus wörtlich genommen werden: Die umbenannte Straße stößt auf die Axel-Springer-Straße, doch wer von dort kommt, muss warten.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare