Inland

Vor 60 Jahren: Essens erster Nachkriegs-OB ein Kommunist

von Stefan Grönebaum · 6. Februar 2006
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Am 6. Februar 1946 kamen die Mitglieder der neuen Ratsvertretung im Rathaus in Essen-Kray zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Dabei ging es ziemlich nüchtern zu: Unter dem Schmuck von zwei Blumensträußen, so erinnerten sich frühere Stadträte, verlas der britische Stadtkommandant Oberst Kennedy die Namen der Stadtverordneten sowie den des Kommunisten Heinz Renner, den die Militärregierung zum Oberbürgermeister ernannt hatte, "weil er bewiesen hat, dass er zupacken kann." Weiter erklärte der britische Oberst offen, "wenn Ihnen Herr Renner nicht passt, können sie das bei den Wahlen im Juni ändern."

Das taten die Essener auch und wählten Gustav Heinemann im Juni 1946 zum Essener OB und die CDU zur stärksten Partei. Renner kam 1947 über die KPD-Landesliste in den Landtag und wurde bei der ersten Bundestagswahl MdB. Gustav Heinemann trat 1952 als OB zurück und wurde unter Adenauer Minister, trat wegen der Wiederbewaffnung aus der CDU aus und kam nach dem Zwischenspiel der "Gesamtdeutschen Volkspartei" mit Johannes Rau, Dieter Posser u.a. in die SPD. 1969 wurde der zweite Essener Nachkriegs-OB erster sozialdemokratischer Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. SG

Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 6.2.2006

Autor*in
Stefan Grönebaum

war von 1994 bis 1998 Büroleiter und Persönlicher Referent des SPD-Fraktionsvorsitzenden Rüdiger Fikentscher.

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