Inland

Von „Triumph“ bis „Beben“: So wird der SPD-Sieg im Saarland bewertet

Absolute Mehrheit, Ministerpräsidentin: Besser hätte es nicht laufen können für Anke Rehlinger und die SPD im Saarland. Die Medien sehen in dem Wahlsieg auch Folgen für Olaf Scholz, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Eine Presseschau
von Benedikt Dittrich · 28. März 2022
Lachende Siegerin im Saarland: Anke Rehlinger.
Lachende Siegerin im Saarland: Anke Rehlinger.

„Kommt jetzt die rote Siegesserie?“, fragt der Spiegel am Montagmorgen auf seiner Internetseite. „In NRW und Schleswig-Holstein sind die Amtsinhaber Hendrik Wüst und Daniel Günther gut beraten, den Absturz ihres Parteifreundes Tobias Hans genau zu analysieren“, heißt es in der „Lage im Morgen“ des Mediums weiter. ­Schließlich seien auch in dier Mehrheiten jenseits der CDU möglich. Gewählt wird dort jeweils im Mai.

Dass die Saar-SPD einen großartigen Wahlsieg eingefahren hat, darin sind sich die großen Medienhäuser einig – 43,5 Prozent für die Sozialdemokratische Partei und damit die absolute Mehrheit lassen wenig Raum für Interpretationen. Unterschiede gibt es allerdings in der Bewertung über das Saarland hinaus. Für die Süddeutsche Zeitung ist das Ergebnis ein erster, positiver Stimmungstest auch für den Bundeskanzler: „Scholz kann den Sieg der SPD als einen ersten positiven Stimmungstest werten“, schreibt die Zeitung am Montag.

Rehlinger, „die Macherin“

„Ein Beben an der Saar“, titelt die Frankfurter Allgemeine Zeitung – als Grund für den Wahlsieg sehen sie die SPD-Spitzenkandidatin, die sich als „Garantin für Beständigkeit“ inszeniert habe. Auch das Handelsblatt nennt den Wahlsieg „ein Traumergebnis“ für Rehlinger, die aus Sicht der Zeitung das „Image einer Macherin“ habe. Die Landtagswahl deutet man dort aber ebenso als Punktsieg Scholz versus Merz: „Für Kanzler Olaf Scholz hätte es nicht besser laufen können.“ Im Fernduell mit dem CDU-Vorsitzenden und Oppositionsführer stehe es nun 1 zu 0. Das Handelsblatt blickt auch bereits auf die kommenden Landtagswahlen. „Insbesondere bei der CDU in Kiel und Düsseldorf wird die Nervosität steigen“, mutmaßt das Blatt.

Die Zeitung vor Ort – die Saarbrücker Zeitung – schreibt ebenso den Wahlsieg besonders der Person Anke Rehlinger zu. Das Medium sieht bei ihr die „konstantere Leistung“ gegenüber Ministerpräsident Tobias Hans von der CDU. „Und: Die Saarländer nehmen Relinger ihr Motto ,echte Saarlandliebe', ihre Bürgernähe und ihren Einsatz für 400.000 Arbeitsplätze ab.“

Machtwechsel nach über 20 Jahren

Anke Rehlinger, nicht nur die bisherige Wirtschaftsministerin im Saarland und Landesvorsitzende der Sozialdemokrat*innen, sondern auch stellvertretender Parteivorsitzende der Bundes-SPD, hat das Blatt gewendet. Erstmals seit 1999 wird nach dieser Wahl das Bundesland erstmals wieder „rot“ regiert. Und noch eine Besonderheit gibt es an diesem Wahlabend: „Anke Rehlinger und ihren Leuten gelingt etwas, das es deutschlandweit fast fünf Jahre lang nicht mehr gegeben hat: die Abwahl eines amtierenden Ministerpräsidenten“, schreibt der Spiegel noch am Sonntagabend. „Ein Triumph für die Saar-SPD.“

Die Spiegel-Journalist*innen sehen aber über die Person hinaus noch weitere Gründe für den Wahlsieg – und die wirken auch über das kleinste Flächenbundesland hinaus. „Die SPD kann mit ihren Themen weiterhin Wählerinnen und Wähler von der strauchelnden Konkurrenz einsammeln. Als Kanzlerpartei ist sie wieder klarer Anwärter auf die Chefposten auch in den Ländern“, so das Fazit.

Autor*in
Benedikt Dittrich

war von 2019 bis Oktober 2022 Redakteur des „vorwärts“.

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