Noch bis 1993 fraß sich der Braunkohletagebau im Süden Leipzigs immer näher an die 9 000-Einwohner-Gemeinde Zwenkau heran. Viele erwarteten, dass auch diese Kommune dem Energiehunger weichen
müsste. Aber ihr Bürgermeister Herbert Ehme hielt dagegen und wanderte Anfang der 90-er Jahre erstmals mit einigen Gleichgesinnten durchs Tagebaugebiet. Zur fünfzehnten Herbstwanderung kamen 5 000
Menschen, die sehen wollten, wie sich eins der größten Löcher Europas langsam in ein Wassersportparadies größer als der Tegernsee verwandelt. Ehme erinnert sich, dass "genau dort unten, wo jetzt
die Piers für Yachten und Ausflugsdampfer wachsen", früher die Anlagen standen, in denen sich die Bergleute für die Schicht umzogen.
Wenn die Flutung beendet ist, erstreckt sich im einstigen Braunkohlerevier ein fast zehn Quadratkilometer großer See, an dem bereits der sächsische Seglerverband, Strandbäder, Surfschulen,
Gastwirte, Hoteliers, Binnenfischer und Baufirmnen ihr Interesse bekundet haben. Zum Start der Flutung kam vorigen Freitag neben Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) auch Mahmut Kuyumcu,
Chef der Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellchaft (LMBV), die die Tagebaue saniert und die Flutung vorbereitet hat.
Die LBMV betreut in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt genau 172 Bergbaufolgeseen mit fast 300 Quadratkilometern Fläche. Die neue Seenkette mit 18 Seen und insgesamt 70 Quadratkilometern
ist Europas größte künstliche Seenlandschaft. Bereits heute ist der zur Expo 2000 entstandene Cospudener See eines der beliebesten Erholungsgebiete der Leipziger Bürger. Der Zwenkauer See steigt
pro Tag nun um drei Zentrimeter an, im Jahr 2014 soll er gefüllt sein. Dann verbindet ein 800 Meter langer Kanal den Zwenkauer und den Cospudener See, die dann zu Schiff befahrbar sein werden.
Quelle: Artikel von (DEMO-Autor) Harald Lachmann in "Stuttgarter Zeitung" vom 12. März 2007
war von 1994 bis 1998 Büroleiter und Persönlicher Referent des SPD-Fraktionsvorsitzenden Rüdiger Fikentscher.