Inland

Vom Motor und der Handbremse?

von Die Redaktion · 2. Dezember 2005
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Da war die Rede vom "unterkommerziellen Deutschland", vom "Markt" der "weder sozial noch unsozial" sei und der "Machbarkeitsillusion" Keynes oder der bedeutungsschwangeren "Flexibilität". Aber auch jemanden, wie DGB-Chef Michael Sommer, ließ man zu Wort kommen.

Doch zuvor hielt Prof. Dr. Dr. Karl Homann, Professor der Wirtschaft und Ethik, gerne als Beweis dafür her, dass seine beiden Fachbereiche keine Gegensätze seien. Er verdeutlichte, dass weder der Primat auf die Ökonomie noch auf die Moral gesetzt werden sollte. Keine Ethik könnte Eigeninteresse verurteilen. Denn Egoismus bräuchten wir zur Sicherung des Sozialstaates über Steuereinnahmen.

Den Wettbewerb nannte er "Motor der Solidarität", welcher günstige Preise und stetige Produktverbesserungen ermögliche und gar solidarischer sei als Teilen. Mit seinen Worten der "angezogenen Handbremse" der Marktwirtschaft in Deutschland sprach er vielen Besuchern der Tagung aus der Seele.

Auf manche interessante Aussage ging Homann leider nicht explizit ein. So auf die, dass eine ausgeweitete Marktwirtschaft gerade den Ärmsten und Armen zugute käme. Wie dies übereingehen kann mit der Forderung das angeblich "falsche Paradigma vom angemessenen Preis" zu begraben, da es in der Wirtschaft heute nicht mehr zum Überleben reiche einfach nur Gewinn zu machen, blieb fraglich.

Den Gegenentwurf zu Homanns Weltbild lieferte DGB-Vorsitzender Michael Sommer. Er betonte, neoliberale Politik habe keine Mehrheiten in Deutschland. Arbeit und soziale Gerechtigkeit müssten Schwerpunkte der neuen Regierung werden. Schlechte Ergebnisse, so seine Befürchtung, würden sonst mit einer Stärkung der antidemokratischen Tendenzen gestraft.

Die Gewerkschaften würden allerdings falsch interpretiert, nenne man sie "Anti-Marktwirtschaftler". Sie seien schließlich "Kinder des Kapitalismus". Und auch sie streiteten um eine gesellschaftliche Modernisierung. Ein neues Beziehungsgeflecht aus Staat, Wirtschaft und Arbeitnehmerschaft sei dafür nötig.

Eine hohe Rendite, da stimmte er zu, sei nicht verwerflich. Aber eventuell der Weg zu ihr, wie man sie nutze und welche Schlüsse man aus ihr zöge. Auf die "Handbremse" Homanns aber erwiderte er, eine staatliche Deregulierung, anders als sich viele Anwesende gewiß waren, habe in den letzten Jahren stattgefunden. Der müssten auch Grenzen gesetzt werden.

Im weiteren rief er auf, vermehrt über das Gesamtkonstrukt Weltmarkt nachzudenken. Stärker noch als sein Vorredner brachte Sommer die Reformen in der Bildungspolitik zur Sprache. Gesellschaftliche Erosionen zu verhindern, sei genau dort wichtig und möglich. Im Gesundheitssystem wäre außerdem auch seiner Meinung nach eine marktwirtschaftlichere Herangehensweise wünschenswert.

David Malcharczyk

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