Inland

Verheugen: Euroskeptiker gefährden Zukunft Europas

von Andreas Herrmann · 9. Oktober 2013

EU-Assoziierung mit der Ukraine ist Frage der historischen Wiedergutmachung, sagt der ehemalige Vizepräsident der Europäischen Kommission Günter Verheugen. Das größte Problem für die Zukunft der EU sind seiner Meinung nach die Euroskeptiker und nicht die potenziellen Beitrittsländer.

Für den früheren EU-Kommissar für Erweiterung Günter Verheugen (SPD) ist das Assoziierungsabkommen mit der Ukraine, das Ende November im litauischen Vilnius unterzeichnet werden soll, aus sozialdemokratischer Sicht eine Frage sozialer Gerechtigkeit.

Auf einer Medienkonferenz des n-Ost, einem Netzwerk von Journalisten und Fotografen für Osteuropa-Berichterstattung mit Sitz in Berlin, sagte Verheugen am Wochenende vor rund 100 Medienvertretern in Lviv (Ukraine), dass die Idee der europäischen Einigung nicht exklusiv den Westeuropäern gehöre.

Materielle Vorteile, die sich für die Menschen aus der Beteiligung am Binnenmarkt und an der Währungsunion ergeben, seien ein Anspruch, den alle Europäer hätten. Auch der friedenspolitische Charakter der Erweiterungspolitik spiele in der Tradition von Willy Brandt eine wesentliche Rolle. „Das beste Instrument, das wir in Europa haben, um Frieden und Stabilität zu erreichen, ist die Erweiterung der europäischen Union“, sagte Verheugen. Am Fall Julia Timoschenko, der im Geiste gegenseitiger Toleranz und der Suche nach Zukunftsperspektiven gelöst werden müsse,  dürfe das nicht scheitern.

Historisch wäre der Anschluss der Länder aus Mittel- und Osteuropa irreversibel und auch ein Akt der historischen Wiedergutmachung für diese Nationen, die die Lasten der Weltkriege und des Stalinismus getragen haben. Sie hätten den eisernen Vorhang nicht gesucht. Nun sollten sie den Platz finden, der ihnen gebühre, so der ehemalige Vizepräsident der Europäischen Kommission.

Vor allem Geduld brauche man  hinsichtlich der Schritte zur wirtschaftlichen Konsolidierung und der Übernahme von EU-Standards. Das größte Problem für die Zukunft der Europäischen Union stellten nicht die potenziellen Beitrittsländer dar, sondern die Euroskeptiker in den eigenen Reihen zum Beispiel in Großbritannien und neuerdings auch in Deutschland.

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Andreas Herrmann

arbeitet als Journalist für die Sächsische Zeitung im Raum Görlitz sowie für bundesweite Medien zu den Themen Frieden und Entwicklungspolitik. In der SPD engagiert er sich als Ortsvereinsvorsitzender in Löbau sowie als Sprecher des Kulturforums Lausitz.

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