Untersuchung zeigt: Kinderbonus verringert das Armutsrisiko
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Geschlossene Kitas und Schulen, stattdessen Homeschooling und Betreuung zuhause: Die Corona-Pandemie verlangt Familien besonders viel ab. Um einen gewissen Ausgleich zu schaffen, hat die Bundesregierung auf Initiative der SPD Familien im vergangenen Jahr einen Kinderbonus in Höhe von 300 Euro pro Kind ausgezahlt. Besonders einkommensschwache Familien sollten davon profitieren, weshalb der Kinderbonus steuerlich mit dem Kindergeld verrechnet wurde: Ab einer gewissen Summe hatten Eltern also keinen zusätzlichen Nutzen vom Kinderbonus, weil er im Steuerfreibetrag aufging.
Kinderbonus hat vor allem Geringverdiener*innen entlastet
Das Kalkül ist aufgegangen, wie eine Untersuchung des Münchener ifo-Insituts im Auftrag des Bundesfinanzministeriums zeigt. Demnach hat der Kinderbonus vor allem Geringverdiener*innen mit Kindern entlastet. Ihr Einkommen stieg im bundesweiten Durchschnitt um 1,2 Prozent. Je mehr Kinder in Haushalt leben, umso größer war der Zuwachs. Die Einkommen der Spitzenverdiener*innen stiegen dagegen im Durchschnitt nur um 0,1 Prozent.
Weiterer positiver Effekt: Auch der Bevölkerungsanteil der Menschen, die als arm gelten, ging auf diese Weise im vergangenen Jahr zurück. Die sogenannte Armutsrisikoquote sank um 0,4 Punkte auf 12,7 Prozent. Die Armutsrisikoquote von Kindern und Jugendlichen sank um 1,5 Punkte auf 15,5 Prozent. Im Durchschnitt aller Haushalte stieg das Einkommen durch den Kinderbonus um rund 90 Euro.
SPD will Kinderbonus auch 2021
Von der vorübergehenden Senkung der Mehrwertsteuer in der zweiten Jahreshälfte profitierten laut der ifo-Untersuchung vor allem Singles, Alleinerziehende und Haushalte mit keinem oder einem Kind und Haushalte mit geringen Einkommen mit dem größten Zuwachs bei den Konsumausgaben.
Die SPD fordert, auch in diesem Jahr eine Prämie an Familien mit Kindern auszuzahlen. „Ich bin dafür, dass wir auch 2021 einen Kinderbonus auszahlen“, sagte die stellvertretende SPD-Vorsitzende Serpil Midyatli am Mittwoch im Interview mit dem „Spiegel“. Es sei absehbar, „dass wir weiterhin starke Einschränkungen haben werden – auch wenn wir von Mitte Februar an schrittweise aus dem Lockdown kommen sollten“. Das Deutsche Kinderhilfswerk hatte ebenfalls eine Auszahlung auch in diesem Jahr gefordert.
Im Bundestag hat Bundesfamilienministerin Franziska Giffey in der vergangenen Woche bereits angedeutet, dass es zu einer erneuten Auszahlung des Kinderbonus in diesem Jahr kommen könnte. Nach ihren Angaben wurden im vergangenen Jahr mehr als vier Milliarden Euro für rund 16 Millionen Kinder ausgezahlt.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.