Inland

UNICEF-Studie: Deutschland bei Bildungsgerechtigkeit nur auf Platz 23

Deutschland ist in Hinblick auf Bildungsgerechtigkeit auf Platz 23 von 41 Industrieländern. Das ergab eine neue UNICEF-Studie. Wenn flächendeckend frühkindliche Förderung gewährleistet würde, könnten Ungleichheiten verringert werden.
von Katharina Korn · 30. Oktober 2018
Zwei Schülerinnen beim Lernen
Zwei Schülerinnen beim Lernen

Die Studie „Ein unfairer Start ins Leben“ untersuchte Bildungsungleichheiten in 41 Industriestaaten in der frühkindlichen Förderung, in der Grundschule und in der Sekundarstufe. Im Mittelpunkt stand die Frage, in welchem Maße in den jeweiligen Ländern Faktoren wie der Berufsstand der Eltern, ein eventueller Migrationshintergrund, das Geschlecht sowie die unterschiedlichen Schulformen diese Ungleichheiten beeinflussen.

Wohlstand heißt nicht Chancengleichheit

Insgesamt gibt es laut der Studie in Lettland die geringste Bildungsungleichheit zwischen Kindern und somit den fairsten Start ins Leben. Deutschland belegt Platz 23 und liegt damit im unteren Mittelfeld. So können etwa 16 Prozent der Schüler in Deutschland im Alter von 15 Jahren nicht gut genug lesen, um „effektiv und produktiv“ am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Bulgarien und Malta stehen am Ende der Rangliste. Das bedeutet, dass Kinder in reicheren Ländern nicht automatisch vermehrt gleiche Chancen auf gute Bildung haben.

Soziale Herkunft bleibt entscheidend

Das Elternhaus erweist sich in allen Ländern als einer der entscheidenden Faktoren für den Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen. Demzufolge gehen in 16 der 29 untersuchten europäischen Länder Kinder aus den ärmsten Familien seltener in Kindergärten als aus den wohlhabendsten Familien. In Deutschland kann sich jeder vierte Jugendliche aus bildungsnahen Familien vorstellen, eine weiterführende Schule zu besuchen, verglichen mit knapp jedem siebten Jugendlichen aus einem bildungsferneren Elternhaus – und das bei gleichem Leistungsniveau.

Auch ein eventueller Migrationshinergrund hat einen erheblichen Einfluss auf die schulischen Erfolge von Kindern in weiterführenden Schulen: Schüler der ersten Generation zugewanderter Familien erzielen in den meisten Ländern mit einer hohen Migrationsrate schwächere Leistungen als Gleichaltrige ohne Migrationshintergrund. In 15 von 25 Ländern besteht der Leistungsunterschied auch zwischen zugewanderten Kindern der zweiten Generation und denjenigen ohne Migrationshintergrund fort.

Mehr Chancengleichheit durch das Gute-KiTa-Gesetz

Viele Kinder sind bereits zu Beginn ihrer Schullaufbahn benachteiligt. Das Gute-KiTa-Gesetz, welches durch den Gesetzesentwurf der Familienministerin Franziska Giffey eingebracht worden ist, wirkt dem entgegen. Mit dem Ziel, für jedes Kind eine frühkindliche Förderung zu gewährleisten, investiert der Bund 5,5 Milliarden Euro in den kommenden vier Jahren bis 2022 in die Kinderbetreuung. Die Bundesländer entscheiden selbst, welche Maßnahmen von den zehn Handlungsfeldern – wie sprachliche Bildung oder gute Betreuungsschlüssel – vor Ort am effektivsten sind, um die Qualität der Kinderbetreuung zu verbessern.

Damit jedes Kind Zugang zur vorschulischen Bildung erhält, werden Familien mit einem kleinen Einkommen von der Beitragspflicht befreit, wodurch 1,2 Millionen Kinder Anspruch auf eine beitragsfreie KiTa-Zeit erhalten. Außerdem werden die Beiträge für alle Familien sozial gestaffelt, um so Eltern finanziell zu entlasten.

Konkrete Empfehlungen des UNICEF an die Politik

Neben einem gleichberechtigten Zugang zur frühkindlichen Bildung nennt die UNICEF-Studie noch weitere Grundprinzipien, an die sich die Politik orientieren soll: Um mehr Chancengleichheit zu garantieren, sollen etwa auch ein Mindestmaß an Kernkompetenzen für jedes Kind gesichert, die soziale und ökonomische Ungleichheit reduziert und Geschlechterunterschiede verringert werden.

Autor*in
Katharina Korn

studiert Geschichte und Deutsche Literatur und war Praktikantin in der vorwärts-Redaktion von Oktober bis Dezember 2018.

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