Inland

Ulrich Maly: „Ein schon fast anrührendes Ergebnis“

von Kai Doering · 17. März 2014

Für die SPD gibt es in Bayern nichts zu holen? Dass das nicht stimmt, hat Ulrich Maly am Sonntag eindrucksvoll gezeigt. Mit 67,1 Prozent wurde er als Nürnberger Oberbürgermeister wiedergewählt. Im Interview mit vorwärts.de sagt er, wie das gelingen konnte.

vorwärts.de: Herzlichen Glückwunsch zur Wiederwahl als Nürnberger Oberbürgermeister! Gleich im ersten Wahlgang haben Sie 67,1 Prozent der Stimmen geholt. Haben Sie mit solch einem Ergebnis gerechnet?

Ulrich Maly:
Nach zwölf Jahren als Oberbürgermeister habe ich gehofft, dass mir die Stichwahl in zwei Wochen erspart bleibt. Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass ich mein Ergebnis von vor sechs Jahren, wo ich schon 64,3 Prozent geholt habe, noch übertreffen würde. Die 67,1 Prozent sind für mich ein schon fast anrührendes Ergebnis.

Zumal die SPD bei der Stadtratswahl mit 45 Prozent auch ein überragendes Ergebnis eingefahren hat.

Ja, das war ein wahrer Erdrutschsieg, wie ihn ja auch der Landesvorsitzende Florian Pronold bezeichnet hat. Vorher hatten alle erwartet, dass die Partei im Vergleich zur letzten Wahl verlieren würde. Doch das Gegenteil ist eingetreten: Die SPD hat am Sonntag nochmal deutlich zugelegt. Das ist ein großer Vertrauensbeweis.

Worauf führen Sie die beiden guten Ergebnisse zurück?

Sie sind sicher das Ergebnis unserer guten Arbeit in den vergangenen Jahren. Mit einer gelungenen Kampagne allein gewinnt man keine Wahl. Die SPD versteht, wie Nürnberg tickt. Wir haben die Stadt über Jahrzehnte geprägt. Hinzu kommt, dass die CSU auch in Franken das Bayerische hervorhebt – was hier traditionell nicht gut ankommt – und zudem versucht hat, viele Dinge in der Stadt schlecht zu reden und dies der SPD in die Schuhe zu schieben. Das ist nicht aufgegangen, weil die Menschen das Spiel durchschaut haben.

In den Städten in Bayern ist die SPD stark. Auch in Passau und Fürth sind die Oberbürgermeister im ersten Wahlgang bestätigt worden. In anderen Städten gehen sie als klare Favoriten in die Stichwahl. Die ländlichen Regionen werden dagegen klar von der CSU dominiert. Woran liegt das?

Dieses Stadt-Land-Gefälle hat zum einen mit der Historie zu tun. Die Städte in Bayern sind industriell geprägt. Es gab eine starke Arbeiterklasse, die zwar über die Jahrzehnte abgenommen hat, sich aber noch immer in Wahlergebnissen niederschlägt. Zum anderen ist die CSU eine konservative und ländlich geprägte Partei. Auf die Herausforderungen in den Städten wie den Umgang mit einer interkulturellen Stadtgesellschaft oder Liberalität gegenüber sexueller Orientierung hat sie keine Antworten. Das ist kein Politikmodell, das in der Großstadt auf fruchtbaren Boden fällt.

Sehen Sie eine Gefahr, wenn die SPD in den Städten regiert, die CSU im Land drum herum?

Auf der kommunalen Ebene sehe ich da keine Probleme. Die entscheidende Frage ist, wie die Landespolitik geprägt ist. Wenn die CSU-dominierte Landeregierung sich mit ihrer Politik immer nur aufs flache Land konzentriert – etwa bei Fragen des finanziellen Ausgleichs – gibt es sicher Konfliktpotenzial.

Wie kann die SPD ihren Erfolg aus den Städten auf den ländlichen Raum übertragen?

Dieser Prozess ist ja bereits in Bewegung. In den vergangenen Jahrzehnten hat die SPD ihre Erfolge ausgehend von den Großstädten, über die großen Kreisstädte bis hin zu den 10 000-Einwohner-Städten ausgeweitet. Das gilt allerdings tatsächlich eher für verdichtete und urbanere ländliche Räume. Das ganz flache Land ist immer noch schwer zu beackern für uns.

Zurück zur Stadt: In München entscheidet sich die Nachfolge von Christian Ude als Oberbürgermeister erst in zwei Wochen in der Stichwahl. Sind 40,4 Prozent aus dem ersten Wahlgang für Dieter Reiter Rückenwind genug?

Mit diesem Ergebnis kann Dieter Reiter hoch zufrieden sein. Es war ja nicht zu erwarten, dass er gleich im ersten Wahlgang Oberbürgermeister wird. Wenn man die Stimmen des fortschrittlichen Spektrums zusammenzählt, spricht alles dafür, dass Dieter Reiter in zwei Wochen Oberbürgermeister von München ist.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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