Inland

Überfällige Entlastung für Alleinerziehende kommt

Alleinerziehende profitieren nicht vom Ehegattensplitting und sind häufiger auf Sozialleistungen angewiesen. Nach hartem Ringen haben sich die Koalitionsspitzen am Donnerstag auf die steuerliche Entlastung der Alleinerziehenden geeinigt. Wie wichtig diese Unterstützung ist, erklärt Barbara König, die Geschäftsführerin des Zukunftsforum Familie e. V.
von Sarah Schönewolf · 17. April 2015
Junge Familie
Junge Familie

Die Koalition hat sich am Donnerstag auf einen höheren steuerlichen Entlastungsbetrag für Alleinerziehende geeinigt. Konkret soll er von 1.308 auf 1.908 Euro im Jahr angehoben werden. Wie hilfreich ist das?

Sehr hilfreich! Die Erhöhung des Entlastungsbetrags für Alleinerziehende ist nach zehn Jahren überfällig und wird einhellig von Wissenschaft und Verbänden gefordert. Daher freuen wir uns, dass hier nachgebessert wird. Das muss aber aus dem allgemeinen Bundeshaushalt bezahlt werden, nicht aus dem Etat des Bundesfamilienministeriums. Sonst könnten die Einsparungen ja  wieder Alleinerziehende treffen und der Entlastungseffekt wäre gleich Null.

Was wären Ihrer Ansicht nach weitere politische Instrumente zur Unterstützung Alleinerziehender und vor allem ihrer Kinder?

Die Zahl der Alleinerziehenden und anderer Familienformen in Deutschland wächst. Inwieweit ist die reale Vielfalt der Familienmodelle schon im Gesellschaftsbild angekommen, inwiefern prägt uns noch die Vorstellung der klassischen Familie?

Die Fachwelt hat längst erkannt, dass Familien bunter werden. Häufig wechselt man ja selbst im Lebensverlauf die Familienkonstellation: von der nichtehelichen Lebensgemeinschaft zur Ehe, dann alleinerziehend und schließlich Patchwork-Familie. In der Politik ist das leider noch nicht überall angekommen. Vor allem die monetären Leistungen sind zu starr auf die Ehe ausgerichtet, etwa beim Ehegattensplitting. Eine sehr einleuchtende Reform wäre es, wenn der Staat immer das Kind im Blick hat, nicht die jeweilige Familienform. Damit würde allen Familien geholfen – nicht zuletzt den Alleinerziehenden.

Das Zukunftsforum Familie e. V. (ZFF) wurde im Oktober 2002 auf Initiative der Arbeiterwohlfahrt (AWO) gegründet. Zusammen mit seinen aktuell 60 Mitgliedsverbänden setzt sich das ZFF für eine Politik ein, die die Vielfalt der Lebensformen von Familien anerkennt, als Chance begreift und unterstützt. Familie ist für das ZFF überall dort, wo Menschen dauerhaft füreinander Verantwortung übernehmen, Sorge tragen und Zuwendung schenken.

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Autor*in
Sarah Schönewolf
Sarah Schönewolf

ist Diplom-Politologin und Redakteurin des vorwärts.

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