Inland

TV-Duell: Klarer Sieg für Martin Schulz

Etwas länger als 95 Minuten dauerte das TV-Duell zwischen Martin Schulz und Angela Merkel. Der SPD-Kanzlerkandidat zeigte sich angriffslustig, verbindlich und kenntnisreich. Der Sieg geht ganz klar an Martin Schulz.
von Karin Nink · 3. September 2017
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Kommentar

Lange hat sich die Frage nach dem Sieger eines TV-Duells nicht mehr so leicht beantworten lassen wie an diesem Abend: Eindeutig und mit großem Abstand ist das Martin Schulz. Er agiert von Anfang an souverän, verbindlich und kenntnisreich. Die anfängliche Unsicherheit hat er schnell im Griff.

Angela Merkel fällt wenig ein

Angela Merkel dagegen wirkt schon beim ersten Themenkomplex, Flüchtlingszuwanderung, beleidigt, ihre Mundwinkel fallen nach unten – wie so oft in diesem TV-Duell. Je länger es um die Flüchtlingsfrage geht, umso unruhiger wird sie. „Ich hätte es gut gefunden, wenn Sie gesagt hätten, es ist nicht alles gut gelaufen“, geht Schulz sie an. Dazu fällt der Kanzlerin genauso wenig ein wie zu Schulz’ Frage, warum Horst Seehofer, den ungarischen Regierungschef Orban als Ehrengast geladen habe, obwohl dieser sich einer europäischen Flüchtlingspolitik toal verweigert. Merkel will das wegschwurbeln. Gelingt ihr aber nicht! Harter Punkt für Schulz!

In diesem Muster geht es eineinhalb Stunden weiter. Schulz bleibt gelassen auch, als RTL-Moderator Kloeppel ihm mehrfach und auf unfaire Weise beim Thema  „Integration“ ins Wort fällt. Klare Bewertung von Schulz zur Integration: „Deutschland ist ein buntes, tolerantes Haus mit einer klaren Hausordnung. Natürlich heißt Integration auch, sich an diese Ordnung zu halten.“  Von Merkel kommt Gefasel vom „Nichtgelingen der Integration der Gastarbeiter“ – als hätten sich mehrere Generationen von ins Land geholten Zuwanderern der Integration verweigert!

Schulz ist konkret, Merkel bleibt vage

Zwei Beispiele, die sich wie ein roter Faden durch diese Auseinandersetzung ziehen. Schulz ist konkret, macht Vorschläge. Merkel bleibt im Vagen und legt sich nicht fest.

Auch innenpolitisch verliert sich Merkel in Worthülsen. Da hilft es auch nicht, dass sie sich immer wieder auf die Kooperation mit Sozialdemokraten zu stützen sucht. Richtig lustig wird es, als Schulz zur Hochform aufläuft und Merkels Bekenntnis, es müsse keiner bis 70 arbeiten, mit „finde ich toll!“ kommentiert, aber in gleichem Atemzug daran erinnert, dass sie im Duell 2013 mit der Absage an die Maut schon ihr Wort gebrochen habe.

Martin Schulz weiß, was die Menschen bewegt

Schnell ist klar: Martin Schulz hat Haltung und einen Plan für seine Kanzlerschaft, für Deutschland und für Europa. Merkel fehlt als Kanzlerin beides – nach 12 Jahren Regierens. Sie „weiß nicht“, „will telefonieren“ oder „prüft“ lieber. Deswegen kommt sie bei den Fragen, die nur mit Ja oder Nein beantwortet werden dürfen, so richtig ins Schleudern.

Letztlich ist es an jedem Wortbeitrag zu erkennen: Martin Schulz reist durch das Land, er hört den Menschen zu, er weiß, wo sie der Schuh drückt und was geregelt werden muss. So hat er sein Regierungsprogramm entwickelt. Merkel lässt auch im Fernsehstudio konkrete Vorschläge und klare Ansagen vermissen. Im TV-Duell, das sie ganz nach ihren Bedürfnissen den Sendeanstalten und Martin Schulz in dieser Form aufgedrängt hat, bleibt sie blass. Sie bietet den Wählerinnen und Wählern keine klaren Entscheidungsgrundlagen, sondern setzt auf „Vertrauen“.

Martin Schulz hat heute Abend gezeigt, dass er mit seinem „Mut zum Aufbruch“ unser Land besser regieren und unsere Zukunft besser gestalten kann.

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Karin Nink

ist Chefredakteurin des "vorwärts" und der DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik sowie Geschäftsführerin des Berliner vorwärts-Verlags.

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