Inland

Transformation im Saarland: Neue Chipfabrik soll Industrie absichern

Im Saarland soll die modernste Halbleiterfabrik der Welt mit 1.000 Arbeitsplätzen entstehen – auf dem Gelände eines ehemaligen Kohlekraftwerks. Zur Bekanntgabe am Mittwoch reiste Bundeskanzler Olaf Scholz an. Er betonte die strategische Bedeutung.
von Jonas Jordan · 1. Februar 2023
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„Ein herzliches Willkommen am Place to be, wenn es um die Zukunft der Industrie geht“, sagt Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) am Mittwochnachmittag im saarländischen Ensdorf, wo in ihren Worten die modernste Halbleiterfabrik der Welt entstehen soll. Auf dem Gelände eines ehemaligen Kohlekraftwerkes investiert der US-amerikanische Chiphersteller Wolfspeed dafür circa 2,5 Milliarden Euro. Nach dem Abriss der alten Kohlefabrik sollen im Idealfall schon ab Ende 2026 die ersten Siliziumkarbid-Halbleiter hergestellt werden. 

Durch diese Ansiedelung sollen bis zu 1.000 Arbeitsplätze entstehen. Wolfspeed arbeitet dabei mit dem Automobilzulieferer ZF zusammen, der schon jetzt nach der Stahlindustrie der zweitgrößte Arbeitgeber im Saarland ist. Dazu erwirbt ZF eine Minderheitsbeteiligung an Wolfspeed. „Es braucht massive Investitionen, um den Strukturwandel erfolgreich zu bewältigen. Zuerst natürlich von Unternehmen, aber um das zu unterstützen auch von Bund und Land“, sagte Rehlinger kürzlich gegenüber dem „vorwärts“. 

In Ensdorf werden diese Investitionen nun möglich gemacht. Der Bau soll starten, sobald die endgültigen Förderzusagen der EU vorliegen. „Der wirtschaftliche Aufbruch im Saarland ist spürbar und ich bin froh, dass wir die Chance haben, das mitzugestalten. Die Chance bietet der Transformationsfonds, den wir eingerichtet haben“, sagt die Ministerpräsident bei der Veranstaltung am Mittwoch.

Scholz: Gute neue Zeit kann beginnen

Bundeskanzler Olaf Scholz ist eigens für diesen Termin ins Saarland gereist. „Hier im Saarland finden Sie genau die Bedingungen, die Sie brauchen, um die nächste industrielle Revolution mitzuprägen“, ruft der Kanzler den Unternehmensvertretern zu. Im Saarland gebe es die Offenheit für Neues ebenso wie Umbruchserfahrungen und die Entschlossenheit, Neues anzupacken. Scholz verweist auf die „große Ära der Montanindustrie“ im Saarland und dass viele angesichts dessen gerne von der „guten alten Zeit“ sprächen. Doch er entgegnet: „Dass die gute alte Zeit vorbei ist, heißt nicht, dass die gute neue Zeit nicht beginnen kann.“

Die neue Chipfabrik solle zudem einen Beitrag dazu leisten, die europäische Industrie verlässlich mit Halbleitern zu versorgen. Die Bedeutung dessen betont Scholz insbesondere vor dem Hintergrund der Erfahrungen während der Corona-Pandemie. Die Lehren daraus seien, „dass wir resilienter werden müssen, Abhängigkeiten verringern und unsere Handlungsfähigkeit stärken müssen“, sagt der Bundeskanzler.

Auch der saarländische DGB-Vorsitzende und stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende im saarländischen Landtag, Timo Ahr, zeigt sich erfreut über die am Mittwoch verkündete Ansiedelung. „In Ensdorf habe ich vor einem Jahr mit Genossinnen und Genossen über das Gelände gesprochen und wie wichtig es auch für die Kommune ist, dass es eine neue Verwendung findet. Jetzt haben wir es gemeinsam gepackt. Heute ist ein guter Tag“, kommentiert er die Entscheidung auf Instagram.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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