Inland

Transatlantische Partner werden

von Die Redaktion · 6. November 2007
placeholder

Es fällt uns allerdings schwer, unsere Mitbürger davon zu überzeugen, dass wir bei der Mitgestaltung unserer Zukunft eine große Rolle spielen sollten. Außerdem ziehen unsere potentiellen Verbündeten im Land es vor, sich auf unmittelbare Aufgaben zu konzentrieren: Armut, sinkender Lebensstandard der Mittelschichten, Krieg im Irak, der Angriff der Bush-Regierung auf unsere Verfassung. Kurzfristige Perspektiven sind Anpassungen ein kaltes ideologisches Klima, feindlich gegenüber Ideen sozialer Erneuerung. Immerhin, der Zuspruch, den Al Gore in der Öffentlichkeit erfährt, deutet an, dass sie für größere Projekte offen ist. Es ist möglich, dass wir im Januar 2009 einen Präsidenten der Demokraten haben werden, einen der europäischen Einflüssen gegenüber offen ist. Die Frage stellt sich jedoch, ob die Europäer neue Projekte mit internationaler Ausstrahlung haben.

Die Hegemonieansprüche eines Teils der amerikanischen Elite zielen auf eine globale Ausbreitung plebiszitärer Elemente, eher plebiszitär als demokratisch: Konsum statt Bürgersinn, Unterhaltung statt Kunst, individuelles Karrieredenken statt institutionalisierte Solidarität. Wirtschaftliche Deregulierung ermöglicht es dem Kapital, noch unverantwortlicher, noch rücksichtsloser zu agieren. Die Europäer haben keinen Grund, sich selbstzufrieden zurückzulehnen: Diese Werte sind die ihrer Eliten ebenso wie er unseren. Ein neues internationales Projekt also, müsste eine neue transatlantische Wertegemeinschaft erfordern, eine, die das Gegenteil der derzeit ad nauseam von vielen Meinungsmachern in Europa propagierten darstellt. Der Dritte Weg ist eine Sache für Historiker, aber als einer seiner nachdrücklichsten Kritiker denke ich an einen Aspekt gern zurück: Die transatlantische Partnerschaft war ernst gemeint. Die europäische Linke sollte mit einer einfachen Frage beginnen: Mit welchem Amerika möchte es sich verbünden?



*Norman Birnbaum (geboren 1926 in New York) ist Professor Emeritus der Universität Georgetowm. Sein Buch: Nach dem Fortschritt. Vorletzte Anmerkungen zum Sozialismus erschien 2003

0 Kommentare
Noch keine Kommentare