Es fällt uns allerdings schwer, unsere Mitbürger davon zu überzeugen, dass wir bei der Mitgestaltung unserer Zukunft eine große Rolle spielen sollten. Außerdem ziehen unsere potentiellen
Verbündeten im Land es vor, sich auf unmittelbare Aufgaben zu konzentrieren: Armut, sinkender Lebensstandard der Mittelschichten, Krieg im Irak, der Angriff der Bush-Regierung auf unsere
Verfassung. Kurzfristige Perspektiven sind Anpassungen ein kaltes ideologisches Klima, feindlich gegenüber Ideen sozialer Erneuerung. Immerhin, der Zuspruch, den Al Gore in der Öffentlichkeit
erfährt, deutet an, dass sie für größere Projekte offen ist. Es ist möglich, dass wir im Januar 2009 einen Präsidenten der Demokraten haben werden, einen der europäischen Einflüssen gegenüber offen
ist. Die Frage stellt sich jedoch, ob die Europäer neue Projekte mit internationaler Ausstrahlung haben.
Die Hegemonieansprüche eines Teils der amerikanischen Elite zielen auf eine globale Ausbreitung plebiszitärer Elemente, eher plebiszitär als demokratisch: Konsum statt Bürgersinn,
Unterhaltung statt Kunst, individuelles Karrieredenken statt institutionalisierte Solidarität. Wirtschaftliche Deregulierung ermöglicht es dem Kapital, noch unverantwortlicher, noch rücksichtsloser
zu agieren. Die Europäer haben keinen Grund, sich selbstzufrieden zurückzulehnen: Diese Werte sind die ihrer Eliten ebenso wie er unseren. Ein neues internationales Projekt also, müsste eine neue
transatlantische Wertegemeinschaft erfordern, eine, die das Gegenteil der derzeit ad nauseam von vielen Meinungsmachern in Europa propagierten darstellt. Der Dritte Weg ist eine Sache für
Historiker, aber als einer seiner nachdrücklichsten Kritiker denke ich an einen Aspekt gern zurück: Die transatlantische Partnerschaft war ernst gemeint. Die europäische Linke sollte mit einer
einfachen Frage beginnen: Mit welchem Amerika möchte es sich verbünden?
*Norman Birnbaum (geboren 1926 in New York) ist Professor Emeritus der Universität Georgetowm. Sein Buch: Nach dem Fortschritt. Vorletzte Anmerkungen zum Sozialismus erschien 2003
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