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Tarifabschluss der IG Metall: Mehr Lohn und das Recht auf eine 28-Stunden-Woche

Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie ging es nicht nur um Geld. Die IG Metall kämpfte auch für mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit. Mit Erfolg, wie das jetzt erkämpfte Ergebnis zeigt.
von Vera Rosigkeit · 6. Februar 2018
Beschäftgite sollen bei der Gestaltung ihrer Arbeitszeit mitreden dürfen, fordert der Vorstand der IG Metall.
Beschäftgite sollen bei der Gestaltung ihrer Arbeitszeit mitreden dürfen, fordert der Vorstand der IG Metall.

Eine Einmalzahlung in Höhe von 100 Euro für die Monate Januar bis März 2018, 4,3 Prozent mehr Lohn ab dem 1. April 2018, ein so genanntes tarifliches Zusatzgeld von 27,5 Prozent eines Monatsgehaltes ab Januar 2019 sowie ein Einmalbetrag von 400 Euro im Juli 2019. So sieht die finanzielle Seite des Tarifabschlusses für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg aus.

Wahlweise mehr Geld oder mehr Urlaub

Ein etwas „komplexeres“ Konstrukt, erklärte IG Metall-Verhandlungsführer Roman Zitzelsberger bei einer Pressekonferenz zum erzielten Ergebnis am späten Montagabend. Der Grund dafür: Beschäftigte in Schichtarbeit und Beschäftigte, die pflegebedürftige Angehörige zu Hause pflegen oder Kinder erziehen, können sich künftig entscheiden, ob sie sich dieses tarifliche Zusatzgeld auszahlen lassen oder zusätzliche acht freie Tage pro Jahr nehmen wollen. Zwei Tage davon würden vom Arbeitgeber finanziert, sagte der IG Metall-Bezirksleiter in Baden-Württemberg. „Mit diesem Modell schaffen wir einen Ausgleich für Belastungen und sorgen dafür, dass unsere Kolleginnen und Kollegen länger gesund bleiben“, so Zitzelsberger.

Recht auf reduzierte Vollzeit

Erfolgreich verhandeln konnte die IG Metall aber auch in einem anderen Punkt: Ab 2019 erhalten Beschäftigte den Anspruch, ihre Arbeitszeit befristet auf bis zu 28 Stunden pro Woche für bis zu 24 Monate zu verkürzen. IG Metall-Chef Jörg Hofmann sprach in diesem Zusammenhang von einer „Umkehr“ bei der Arbeitszeit. „Flexibilität sei damit nicht länger ein Privileg der Arbeitgeber“, so Hofmann. Mit dem Tarifabschluss hätten Beschäftigte nun den verbindlichen Anspruch, kürzer zu arbeiten, wenn sie es für sich selbst, für ihre Gesundheit oder ihre Familie brauchen.  Für Hofmann ist das Ergebnis zukunftsweisend, da die Beschäftigten nicht nur mehr Geld erhalten, sondern auch mehr Selbstbestimmung bei der Arbeitszeit.

Es ist nicht das erste Mal, dass eine Gewerkschaft für mehr selbstbestimmte Arbeitszeit kämpft: So können die Mitarbeiter der Deutschen Bahn seit diesem Jahr wählen – zwischen 2,6 Prozent mehr Gehalt, sechs Tagen mehr Urlaub im Jahr oder einer Arbeitszeitverkürzung von einer Stunde pro Woche. So das Ergebnis des Tarifabschlusses der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) in 2016. 

Der  Tarifabschluss der IG Metall läuft bis zum 31. März 2020. Mehr Informationen dazu unter www.igmetall.de

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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