Inland

Syrischer Flüchtling in Berlin: Zurück ins Leben

Der Musiker und Aktivist Omar ist aus Syrien geflohen. In Deutschland versucht er nun, sich eine neue Existenz aufzubauen.
von · 21. Oktober 2015

Er demonstrierte gegen das Regime, er schrieb kritische Rap-Songs – und wurde deshalb von der syrischen Geheimpolizei beobachtet. Eines Tages wusste Omar (25): Sie werden kommen und ihn mitnehmen. Also nahm er den ersten Flieger nach Kairo. Nur wenige Stunden später stand die Geheimpolizei bei Omars Eltern in Aleppo vor der Tür. Das war 2011, ein paar Monate nach Beginn des Arabischen Frühlings.

Von Ägypten ging es weiter in den Libanon, Omars Familie war dorthin vor den Repressionen des syrischen Regimes geflohen. Zusammen mit einer Gruppe motivierter Helfer eröffnete Omar eine Schule – mit syrischem Lehrplan. Er unterrichtete Englisch, Kunst und Musik und arbeitete außerdem für die NGO „Relief & Reconciliation for Syria“. Dann erhielt er von der Internationalen Migrationsbehörde das Angebot, nach Deutschland zu gehen. „Für mich war der Libanon toll“, sagt Omar, „aber ich war ja nicht alleine: Ich musste meine Familie versorgen. In Syrien war mein Vater Unternehmer, im Libanon arbeitslos. Es war schwer für mich, das zu sehen.“

Erst Deutsch lernen, dann studieren

Anfang 2015 kam die ­neunköpfige Familie über Hannover nach Berlin. Acht Monate verbrachte Omar in einer Erstaufnahmeeinrichtung in Marienfelde, seine Familie ist immer noch dort. Papiere hatte Omar nicht, also musste alles neu gemacht werden. Seit einigen ­Wochen wohnt der Syrer nun in einer WG. Einen Antrag auf Asyl hat er nicht gestellt, aber er hat eine Aufenthaltsgenehmigung. Mit seinem Status als Flüchtling tut Omar sich schwer: „Früher habe ich immer anderen geholfen, nun bin ich es, dem die Leute Hilfe anbieten.“

Omar will vor allem eines: sein ­Leben zurück. Nicht das in Syrien, das geht nicht. Aber er will aktiv sein, ­Musik machen und studieren. Dafür lernt er Deutsch, fünf Tage die Woche, sechs Stunden am Tag. In Syrien hat Omar Übersetzung studiert, allerdings nie ­einen Abschluss gemacht. Mit seinem Abschluss in der Tasche will Omar zurück in den Libanon oder die Türkei. Aber momentan ist Berlin für ihn ein guter Platz. „Es ist nicht mein ­Zuhause. Aber das Gute an Berlin ist: Hier ist ­irgendwie jeder ein Fremder.“

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