SPDqueer und CSD: „Deutschland hat wieder eine Vorreiterrolle“
Fabain Schweyher
An diesem Samstag werden wieder tausende Menschen auf dem Christopher Street Day (CSD) durch die Hauptstadt ziehen und für die Rechte von Homosexuellen demonstrieren. Mit der „Ehe für alle“ hat die SPD kürzlich einen wichtigen Erfolg erreicht. Doch noch immer werden Schwule und Lesben von Teilen der Gesellschaft diskriminiert. In anderen Ländern ist ein Outing gleichbedeutend mit einem Todesurteil.
Engagement von Martin Schulz
Ein sichtbares Bekenntnis für die Gleichstellung von Homosexuellen hat am Mittwoch die SPD abgelegt. Traditionell in der Woche vor dem CSD in Berlin wurde vor dem Willy-Brandt-Haus die Regenbogenfahne gehisst. „Einen so erfreulichen Anlass wie in diesem Jahr haben wir lange nicht gehabt“, sagte Petra Nowacki, Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft SPDqueer. Sie bezog sich dabei auf die Rehabilitierung von schwulen Männern, die nach dem früheren Strafgesetzbuchparagrafen 175 verurteilt wurden, sowie auf die „Ehe für alle“. Deutschland habe mit dem Lebenspartnerschaftsgesetz lange eine Vorreiterrolle gehabt, diese jedoch verloren. „Wir hingen in Europa hintendran, doch jetzt sind wir wieder ganz vorne mit dabei.“
Nowacki zeigte sich dankbar für das Engagement von SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz. Er habe der Arbeitsgemeinschaft das Gefühl gegeben, dass er den Wunsch nach einer „Ehe für alle“ ernst nehme. Auf dem Bundesparteitag in Dortmund habe sich Schulz öffentlich dazu bekannt. Und nachdem Kanzlerin Angela Merkel sich in dieser Frage „verplappert“ habe, habe Martin Schulz sofort reagiert. „Er hat die Chancen ergriffen und mutig durchgezogen.“
Würdige Lebensbedingungen
SPD-Generalsekretär Hubertus Heil erwähnte, dass es sich bei der „Ehe für alle“ um „ein Stück überfälliger Modernisierung des Landes“ handele. Kein Staat dürfe die Liebe der Menschen bewerten. Doch mit dem neuen Gesetz sei der Kampf noch nicht vorbei. „Solange es Diskriminierung, Homo-, Inter- und Transphobie gibt, müssen wir weiterkämpfen“, sagte er. Als konkrete Anliegen nannte SPDqueer-Chefin Petra Nowacki beispielsweise die Reform des Transsexuellengesetzes, rechtliche Rahmenbedingungen für „Regenbogen-Patchworkfamilien“ sowie würdige Lebensbedingungen im Alter.
Der CSD geht zurück auf die Proteste von Homosexuellen in New York im Jahr 1969. Nach Razzien und wiederholten Übergriffen durch die Polizei kam es damals zu tagelangen Straßenschlachten. Seitdem wird weltweit mit Straßenumzügen und Festen an den Aufstand erinnert und gleichzeitig für die Rechte von Schwulen und Lesben demonstriert.