Inland

SPD-Vize Midyatli: Worauf es bei der Integration ankommt

Die Bundesregierung will es Menschen aus anderen Ländern leichter machen, die deutsche Staatsangehörigkeit zu bekommen. SPD-Vize Serpil Midyatli begrüßt das – und fordert eine andere Debatte über Integration.
von Kai Doering · 28. Februar 2023
SPD-Vize Serpil Midyatli: „Wir sollten froh sein, um jeden, der Teil dieser Gesellschaft sein möchte.“
SPD-Vize Serpil Midyatli: „Wir sollten froh sein, um jeden, der Teil dieser Gesellschaft sein möchte.“

Das neue Jahr begann mit einer Integrationsdebatte. Vor dem Hintergrund der Silvesterkrawalle in einigen deutschen Städten war viel von „gescheiterter Integration“ die Rede und von Jugendlichen, denen der Respekt vor dem Staat fehle. Serpil Midyatli hält wenig von dieser Art der Diskussion. „Ich würde so gerne über Integration reden“, sagt die stellvertretende SPD-Vorsitzende im Video-Interview mit dem „vorwärts“, „aber so weit kommen wir gar nicht, weil die Debatte nur schwarz und weiß geführt wird“. Besonders CDU und CSU sprächen immer dann gerne über Integration, „wenn es ihnen nützt“.

Wird die Staatsangehörigkeit verramscht? „Bullshit!“

Dabei gebe es durchaus einiges zu besprechen. „Ich bin irgendwann Kümmeltürkin gewesen, dann Kanakin, jetzt bin ich Mensch mit Migrationshintergrund“, beschreibt Midyatli, deren Eltern als Gastarbeiter*innen nach Deutschland kamen, die gesellschaftliche Debatte der vergangenen Jahrzehnte. Die geplante Reform des Staatsangehörigkeitsrechts begrüßt die SPD-Politikerin daher ausdrücklich. „Menschen, die die deutsche Staatsangehörigkeit haben, sind eher integriert.“ Das zeigten zahlreiche Studien. Den Zugang zu vereinfachen, bedeute dabei nicht, die deutsche Staatsangehörigkeit zu „verramschen“ wie von Unionspolitiker*innen behauptet wird. „Das ist Bullshit“, so Midyatli.

„Wir sollten froh sein um jeden, der Teil dieser Gesellschaft sein möchte“, findet die Vize-SPD-Vorsitzende. Zumal viele, die nach Deutschland kämen, „auch etwas zurückgeben“, wollten. Im Gegensatz zu vielen anderen durfte Midyatli ihre türkische Staatsbürgerschaft behalten, als sie im Alter von 16 Jahren auch die deutsche erhielt. Erst seit dem Jahr 2000 ist das nicht mehr möglich, nach einer beispiellosen Unterschriftenkampagne der CDU. Die jetzige Bundesregierung möchte die Doppelte Staatsbürgerschaft wieder ermöglichen. „Daran sieht man, dass es einen Unterschied macht, ob wir einen sozialdemokratischen Bundeskanzler wie Olaf Scholz haben.“

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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