SPD geht zuversichtlich und geschlossen in Koalitionsverhandlungen
In Berlin starten an diesem Freitag die Koalitionsverhandlungen von SPD und Union. Am Vormittag trifft sich im Konrad-Adenauer-Haus eine Spitzenrunde von SPD, CDU und CSU. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil erwartet „sehr intensive Tage“, in denen hart mit der Union verhandelt werde. „Wir wollen einen überzeugenden Koalitionsvertrag, der den Alltag der Menschen besser und einfacher macht“, so Klingbeil. Die SPD wolle einen Aufbruch für Europa. Der Generalsekretär weiter: „Wir wollen Deutschland fit für die Zukunft machen, vor allem im Bereich der Digitalisierung.“
Für die sozialdemokratische Seite sitzen am Verhandlungstisch der Parteivorsitzende Martin Schulz, die SPD-Fraktionschefin im Bundestag Andrea Nahles, SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil und die drei stellvertretenden Parteivorsitzenden und Landesregierungschefs Malu Dreyer (Rheinland-Pfalz), Olaf Scholz (Hamburg) und Manuela Schwesig (Mecklenburg-Vorpommern). Die sechs bilden künftig die SPD-Mitglieder in der so genannten „Kleinen Runde“, dem Spitzengremium der drei Parteien während der Koalitionsverhandlungen.
Schulz: Zügig aber ohne Hektik verhandeln
SPD-Chef Martin Schulz geht zuversichtlich in die Gespräche. Nach der Klausurtagung des SPD-Präsidiums zusammen mit den SPD-Bundesministern und Landesregierungschefs am Donnerstag stellte Schulz klar, man werde sich nicht unter Zeitdruck setzen lassen. In den nächsten beiden Wochen werden man „zügig verhandeln“, dabei aber nicht in Hektik verfallen. Sorgfalt gehe vor Schnelligkeit. Schulz betonte, die SPD werde die Koalitionsverhandlungen mit der Union „in großer Geschlossenheit“ führen. „Alles in allem gehe ich optimistisch in die Verhandlungen“, so der Parteivorsitzende. Vor dem Konrad-Adenauer-Haus sagte Schulz am Freitag, die EU brauche angesichts der Herausforderungen aus China und den USA „ein starkes proeuropäisches Deutschland“. Er betonte: „Das wird es nur geben mit einer sozialdemokratischen Beteiligung in der Bundesregierung.“
Auch SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles zeigte sich am Freitag im ZDF-Morgenmagazin zuversichtlich. Sie äußerte die Erwartung von Zugeständnissen der Union in den Verhandlungen. Die Forderungen der SPD in der Gesundheitspolitik, beim Familiennachzug von vorübergehend schutzbedürftigen Flüchtlingen und bei der sachgrundlosen Befristung von Arbeitsverhältnissen seien „wichtige Anliegen“, die „gut begründet“ seien. „Und deswegen bin ich auch voller Mut, dass wir da viel rausholen“, sagte Nahles.
Fahrplan und Arbeitsgruppen stehen fest
Die drei Parteien haben am Freitag einen inhaltlichen und organisatorischen Fahrplan abgesteckt. Die Arbeitsgruppen sollen bis spätestens zum 2. Februar mittags ihre Arbeit abschließen. Vom 2. bis 4. Februar wird dann die „Kleine Runde“ der Spitzen unter Beteiligung der Hauptverhandlungsrunde in Klausur gehen. Die Parteien wollen die Verhandlungen bis zum 4. Februar zum Abschluss bringen. Bei Bedarf stehen zwei weitere Tage zur Verfügung.
Am Donnerstag hatte die SPD die Zusammensetzung ihres Verhandlungsteams geklärt. 18 inhaltliche Arbeitsgruppen wird es geben. Folgende Verhandlungsleiter der SPD wurden bestimmt.
- Europa: Achim Post / Jens Geier (Co-Vors.)
- Wirtschaft, Bürokratieabbau: Brigitte Zypries / Dietmar Woidke (Co-Vors.)
- Verkehr, Infrastruktur: Thorsten Schäfer-Gümbel / Sören Bartol (Co-Vors.)
- Arbeit, Soziales, Rente: Andrea Nahles / Carsten Sieling (Co-Vors.)
- Familie, Frauen, Jugend, Senioren: Katarina Barley / Katja Mast (Co-Vors.)
- Bildung und Forschung: Manuela Schwesig / Hubertus Heil (Co-Vors.)
- Digitales: Lars Klingbeil / Heike Raab (Co-Vors.)
- Gesundheit und Pflege: Malu Dreyer / Karl Lauterbach (Co-Vors.)
- Finanzen und Steuern: Olaf Scholz / Christine Lambrecht (Co-Vors.)
- Innen, Recht (inkl. Bürgerbeteiligung und Demokratieförderung) und Verbraucherschutz: Heiko Maas / Boris Pistorius (Co-Vors.)
- Migration, Integration: Ralf Stegner / Eva Högl (Co-Vors.)
- Wohnungsbau, Mieten, Stadtentwicklung: Natascha Kohnen / Michael Müller (Co-Vors.)
- Kommunen, ländlicher Raum: Mike Groschek / Leni Breymaier (Co-Vors.)
- Landwirtschaft: Anke Rehlinger / Rita Hagl-Kehl (Co-Vors.)
- Energie, Klimaschutz, Umwelt: Barbara Hendricks / Matthias Miersch (Co-Vors.)
- Außen, Entwicklung, Verteidigung, Menschenrechte: Sigmar Gabriel / Rolf Mützenich (Co-Vors.)
- Kunst, Kultur, Kreativwirtschaft und Medien: Michael Roth / Carsten Brosda (Co-Vors.)
- Arbeitsweise der Regierung und Fraktionen: Andrea Nahles / Carsten Schneider