Jubelrufe und tosender Applaus für Martin Schulz und Sigmar Gabriel im Berliner Willy-Brandt-Haus. Die SPD konnte laut Hochrechnungen rund sieben Prozent zulegen. Schulz erwartet mit Spannung die weiteren Ergebnisse aus Europa.
Sichtlich zufrieden beginnt SPD-Chef Sigmar Gabriel seine Rede im Foyer der Parteizentrale: „Das ist der größte Zugewinn, den die SPD bei einer deutschlandweiten Wahl erreicht hat“. Die Freude über das Ergebnis ist so groß im Publikum, dass Gabriel darauf hinweist, dass Martin Schulz doch gleich nach Brüssel fliegen müsse. „Ich glaube, du musst noch ein bisschen hier bleiben“, flüstert Gabriel Schulz zu.
„Wir sind super stolz darauf, dass du einer von uns bist“
Dann richtet Gabriel seinen Blick wieder zum Publikum und erklärt freudestrahlend: „Dieses Wahlergebnis trägt einen Namen, der lautet Martin Schulz“. Wieder tosender Applaus.
Nur ein amerikanischer Präsidentschaftskandidat könnte nachvollziehen, was Schulz geleistet habe, so Gabriel. Schulz reiste während seines Wahlkampfes in mehr als 28 EU-Staaten und hatte rund 200 Termine. „Wir sind super stolz darauf, dass du einer von uns bist“, sagt Gabriel.
Freude über höhere Wahlbeteiligung
Gabriel lobt auch die gestiegene Wahlbeteiligung. Er betont, dass diese nichts mit den Kommunalwahlen zu tun habe, sondern „die Menschen entscheiden wollen, wer Kommissionspräsident wird“.Der Parteichef ist sicher, dass „Martin Schulz eine Mehrheit hinter sich bringen wird“. „Er kann Menschen von Europa überzeugen und sie zusammenführen“, so Gabriel.
Wieder gibt es kräftig Applaus. Gabriel ist sichtlich erfreut über so viel Beifall: „Für die deutsche Sozialdemokratie ist es ein guter Abend. Jetzt warten wir auf die Ergebnisse der anderen Länder. Wir drücken Martin Schulz alle erdenklichen Daumen.“
Wahlkampf mit Rückenwind
Für Martin Schulz ist es die Stunde des Dankes: „Danke an alle Wähler. Und ich danke meiner Partei, die mich mit diesem Vertrauen ausgestattet hat.“ Sichtlich gerührt ist er darüber, dass er ein gemeinsam gewählter Spitzenkandidat ist: „Das ist ein Stück Demokratieerneuerung, dass sich alle Sozialdemokraten auf einen Kandidaten geeinigt haben.“
Dass die SPD – auch im Vergleich zur letzten Bundestagswahl – zugelegt hat, sei ein gutes Zeichen für die Bundesrepublik Deutschland. „Es kommt jetzt darauf an, im Europäischen Parlament eine Mehrheit zu bekommen“, sagt Schulz. „Es ist ein unentschiedenes Kopf-an-Kopf-Rennen. Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Mehrheit für einen Kommissionspräsidenten Martin Schulz stellen.“
Für diese Mehrheit werde er weiterhin drei Punkte verfolgen: „Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit und für mehr Gerechtigkeit, Europäischen Frieden sowie Toleranz und Respekt zwischen Staaten und Menschen.“
Glückwünsche von Parteiseite
SPD-Vize Manuela Schwesig beglückwünscht Martin Schulz zu seinem und dem Sieg der Partei. Schulz habe dies hart erarbeitet. Die sieben Prozent Zuwachs seien ein gutes Zeichen: „Wir freuen uns, dass die Menschen der SPD vertrauen.“
Deutliche Worte gegen Rechtspopulisten
Rechtspopulistische Parteien – auch aus Deutschland – ziehen laut Prognosen ins Parlament mit ein. Schulz bedauert das: „Es ist kein guter Tag für Deutschland.“ Man müsse verhindern, „dass diese Leute Entfaltungsmöglichkeiten in Europa haben“. Schulz wünscht sich, dass „Gerechtigkeit und gleiche Augenhöhe zwischen Staaten und zwischen Menschen die Grundlage Europas bleiben.“
Um das zu erreichen, fliegt Schulz noch heute Abend nach Brüssel.