Am heutigen Freitagvormittag war es nach monatelangem Tauziehen amtlich: Nach einer Sondersitzung teilte der Berliner Senat auf einer eigens anberaumten Pressekonferenz mit, er habe dem
Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) für eine Kaufsumme von 4,62 Milliarden Euro den Zuschlag für die 81 Prozent des Landes Berlin an der Berliner Landesbank (LBB) erteilt. Bereits im
Oktober 2006 hatte der DSGV zehn Prozent der LBB-Anteile für 500 Millionen Euro von der Nord LB. Das Land muss die LBB bis Ende des Jahres verkaufen, um nach seinen milliardenschweren Bürgschaften
im Gefolge des Berliner Bankenskandals von 2011 EU-Vorgaben zu entsprechen.
Der Verkauf der LBB mit der Berliner Sparkasse hatte sich zu einer Bietrschlacht zwischen den Sparakssen, den Landesbanken und den Privatbanken entwickelt. Anfang Februar 2007 waren 19
Anbieter ins Rennen gegangen, am Ende blieben nur noch der DSGV, die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) sowie die private Comnmerzbank übrig. Offenbar erhielten die Sparkassen den Zuschlag, weil
sie das höchste Gebot gemacht hatten. Außerdem galt es als sicher, dass die rot-rote Koalition in Probleme geraten würde, wenn durch den Einstieg eines Privaten ausgerechnet im rot-rot regierten
Berlin das Label "Sparkasse" aufgeweicht worden wäre.
Die Sparkassen hatten das Geld bei ihren Regionalverbänden eingesammelt. Auf den Aktienkurs der LBB wirkte der Kauf positiv: der Wert zog um sieben Prozent an. Zuletzt war die LBB wieder in
profitable Zonen gekommen. Kommunale Spitzenverbände wie Deutscher Städte- und Gemeindebund und Deutscher Landkreistag begrüßten einhellig, dass die Berliner Sparkasse in öffentlicher Hand bleibt:
Die Gefahr sei gebannt, so Landkreistagspräsident Hans Jörg Duppre, "dass die Berliner Sparkasse zu einer nur an Renditezielen gemessenen Außenstelle einer Privatbank wird und ihrer Funktion für
die Entwicklung ihrer Region nicht mehr nachkommen kann."
Experten erwarten allerdings Einsparmaßnahmen in der Fläche und eine verringerte Kapitalquote bei den Sparkassen infolge des hohen Geldabflusses. Karl Heinz Bentele, als Präsident des
Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands Eigentümer von 25 Prozent der Anteile der Westdeutschen Landesbank (WestLB) erwog am gleichen Tag gegenüber dem "Handelsblatt" einen Verkauf dieser Anteile
( weitere 25 Prozent hält der Westfälische Sparkassen- und Giroverband) . Als besonders interessiert gilt die finanzstarke LBBW, die in Berlin nicht zum Zuge kam.
Quellen: Berliner Morgenpost, Financial Times Deutschland, Handelsblatt vom 15. Juni, www.spiegel-online.de; www.dsgv.de, www.dstgb.de; www.landkreistag.de
war von 1994 bis 1998 Büroleiter und Persönlicher Referent des SPD-Fraktionsvorsitzenden Rüdiger Fikentscher.