Inland

Sommerpressekonferenz: Wann der Kanzler das letzte Mal im Freibad war

Bei der Sommerpressekonferenz stellt sich ein gelöster Bundeskanzler den Fragen der Hauptstadt-Journalist*innen. Olaf Scholz beantwortet, wann er das letzte Mal im Freibad war und ob urlaubsreif er ist. Einmal wird es unfreiwillig komisch.
von Kai Doering · 14. Juli 2023
Olaf Scholz bei der Sommerpressekonferenz: „Ich stehe erst am Anfang meiner Kanzlerschaft.“
Olaf Scholz bei der Sommerpressekonferenz: „Ich stehe erst am Anfang meiner Kanzlerschaft.“

Die ersten Lacher gibt es nach 40 Minuten. Wann er das letzte Mal in einem Freibad geschwommen sei, will ein Journalist von Olaf Scholz wissen. Der Bundeskanzler stutzt kurz und antwortet dann, dass das wohl 40 Jahre her sei. „In Rahlstdedt-Großlohe“, schiebt der Kanzler hinterher. In dem Stadtteil Hamburgs wuchs Scholz auf – und trat in die SPD ein. Er habe aber, betont Scholz, erst im vergangenen Jahr ein Freibad in seinem Wahlkreis in Potsdam besucht, um über die Situation vor Ort zu sprechen.

Der Hintergrund der Journalisten-Frage, die am Freitagvormittag für Gelächter in der Bundespressekonferenz sorgt, ist ein ernster. Das Columbia-Bad im Berliner Bezirk Neukölln hat in der vergangenen Woche auf unbestimmte Zeit geschlossen. Grund sind wiederkehrende gewalttätige Übergriffe von Badegästen. „Wir müssen klarmachen, dass wir das als Staat nicht dulden“, bezieht Olaf Scholz am Freitag klar Stellung. Den Einsatz von Polizist*innen im Freibad hält der Kanzler für angemessen.

Wie urlaubsreif sind Sie, Herr Scholz?

Es ist eine Gratwanderung zwischen persönlichen Fragen der Journalist*innen, launigen Antworten des Kanzlers und den großen Punkten der (Welt)Politik, die da am Freitag für hundert Minuten in der Bundespressekonferenz stattfindet. Die Sommerpressekonferenz ist eine Institution im politischen Berlin. Im vergangenen Jahr hatte sich Scholz erstmals als Bundeskanzler den Fragen der Hauptstadtjournalist*innen gestellt, nach seinem Urlaub Ende August.

Diesmal sitzt Scholz ihnen vor seinem Urlaub gegenüber. Wie urlaubsreif er denn sei, will so auch ein Journalist wissen. „Ich freue mich darauf, dass ich in den Urlaub fahren kann“, antwortet der Kanzler. Wenn er nicht fahren könne, ginge es aber auch ohne. Wohin es geht, ist nicht bekannt und auch in der Pressekonferenz sagt Scholz nichts dazu, wird allerdings auch nicht gefragt.

Gebäudeenergiegesetz, Ehegattensplitting, AfD

Stattdessen geht es in einem wilden Ritt durch die Themen der vergangenen Wochen: das Gebäudeenergiegesetz („Da haben wir eine sehr gute Lösung.“), das Ehegattensplitting („Wir orientieren uns an dem, was wir in den Koalitionsvertrag geschrieben haben.“) und die Umfragerekorde der AfD („Ich bin ganz zuversichtlich, dass die AfD bei der nächsten Bundestagswahl nicht anders abschneiden wird als bei der letzten.“). Und auch beim Haushalt, der erstmals seit der Corona-Pandemie wieder ohne neue Schulden auskommen soll, sieht der Kanzler die Bundesregierung „wieder auf der richtigen Umlaufbahn“.

Ernst wird es in den hundert Minuten immer dann, wenn es um die Ukraine geht. „Es ist Krieg in Europa, nicht weit von Deutschland entfernt“, macht Olaf Scholz gleich in seinem Eingangsstatement klar und unterstreicht die deutsche Unterstützung sowie die Bereitschaft, das Zwei-Prozent-Ziel der NATO einzuhalten. „Das wird auch nach dem Sondervermögen für die Bundeswehr so bleiben“, betont Scholz.

Mit einer Antwort meint es Scholz sehr ernst

Unfreiwillig komisch wird es, als das Handy eines Fotografen klingelt – „Jingle Bells“, gepfiffen. Während die Leiterin der Pressekonferenz energisch darum bittet, dass der Fotograf die Pressekonferenz verlässt, grinst Scholz und sagt trocken: „Das ist jetzt aber kein Cyber-Angriff.“ Die Frage, welche Filmfigur zu ihm passen würde, lässt der Kanzler dagegen unbeantwortet. Im Sommerinterview mit der ARD am vergangenen Wochenende hatte er noch von sich gewiesen, wie John Wayne zu sein, der in zahlreichen Western einsame Cowboys verkörpert hatte.

Ziemlich zum Schluss will noch eine Journalistin von Scholz wissen, wie man sich nach seiner Kanzlerschaft an ihn erinnern solle. Auch hier hält er kurz inne. „Ich stehe erst am Anfang meiner Kanzlerschaft“, erwidert er schließlich. Und lässt keinen Zweifel daran, dass er es damit sehr ernst meint.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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