So trauert die SPD um Hans Koschnick
Er war einer der bekanntesten Bremer und einer der populärsten Bürgermeister Deutschlands: Hans Koschnick. Fast 18 Jahre war er Bürgermeister der Hansestadt. Sein Tod löst Trauer und Betroffenheit aus, besonders in seiner Heimatstadt und in seiner Partei, der SPD, der er 66 Jahre angehörte.
Gabriel würdigt „Ausnahmepolitiker“ Koschnick
„Wir haben einen treuen, immer verlässlichen Freund und Mitstreiter verloren, der sich um die Demokratie, unsere Partei und seine Heimatstadt Bremen verdient gemacht hat“, erklärte der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel. Er nannte Koschnick einen „Ausnahmepolitiker: geradlinig, entschlossen und mitreißend konnte er wie wenige andere die Menschen für sozialdemokratische Ziele begeistern“. Das habe ihn „zu einem der populärsten deutschen Stadtoberhäupter“ Deutschlands gemacht.
„Hans Koschnick hat sich mit seiner politischen Lebensleistung große Anerkennung – weit über Parteigrenzen hinaus – erworben“, betonte Gabriel. „Sein weltoffener, hanseatischer Charakter und seine festen sozialdemokratischen Überzeugungen bestimmten sein politisches Handeln. Wir sind stolz darauf, dass Hans Koschnick einer von uns war und werden sein Andenken in Ehren halten.“
Sieling: „Wir trauern um einen großen Bremer“
Auch Koschnicks Vaterstadt steht im Zeichen der Trauer. „Wir trauern um einen großen Bremer“, sagte Carsten Sieling, Bremens Bürgermeister. Hans Koschnick habe „mit seiner Persönlichkeit, seiner Volksverbundenheit und seinem unerschütterlichen Glauben an die Versöhnung und Verständigung zwischen den Völkern unauslöschliche Spuren hinterlassen“.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier erklärte: „Ich bin traurig über die Nachricht vom Tod von Hans Koschnick. Ein großer, norddeutscher Sozialdemokrat ist heute von uns gegangen.“ Steinmeier würdigte besonders die außenpolitischen Verdienste Koschnicks.
Steinmeier: Sein Einsatz für Frieden bleibt unvergessen
„Sein Engagement für Frieden, Stabilität und eine gerechtere Welt bleibt unvergessen. Als EU-Beauftragter für Mostar und dann in wichtigen Aufgaben für die Bundesregierung hat er in den neunziger Jahren in schwierigen und politisch höchst angespannten Zeiten auf dem Balkan erfolgreich für Frieden, Verständigung und Aussöhnung gewirkt.“
Hans Koschnick trat 1950 in die SPD ein. Nicht nur in der Hansestadt Bremen, auch in der SPD-Spitze hatte er eine wichtige Rolle: Von 1970 bis 1991 war er Mitglied des SPD-Parteivorstands, von 1975 bis 1979 neben Helmut Schmidt Stellvertreter des SPD-Vorsitzenden Willy Brandt.
Koschnick holte vier mal die absolute Mehrheit
Von 1967 bis 1985 war er Bürgermeister und Präsident des Senates der Freien Hansestadt Bremen, in diesem Amt wurde er bundesweit bekannt. Koschnick gewann vier mal in Folge die absolute Mehrheit für die SPD in der Bürgerschaft, bei den Wahlen 1971, 1975, 1979 und 1983.
Nach seinem Ausscheiden von der Bremer Senatsspitze war er von 1987 bis 1994 im Wahlkreis Bremen-West direkt gewähltes Mitglied des Bundestages. Hier spielte er insbesondere in der Außenpolitik eine maßgebliche Rolle, unter anderem als außenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und als stellvertretender Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses. In den 1990er Jahren galt Koschnick als Schattenaußenminister der SPD. Ein besonderes Anliegen waren ihm die Versöhnung Deutschlands mit Polen und mit Israel. Er war Präsident des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt und Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft.
Er überlebte Attentate in Bosnien
Von 1994 bis 1996 übernahm Hans Koschnick das schwierige Amt eines EU-Administrators für das vom Bürgerkrieg zerstörte Mostar in Bosnien-Herzegowina. Er leitete den Wiederaufbau der Stadt und ihrer Verwaltung. 1994 verübten kroatische Nationalisten ein Attentat auf Koschnick, bei dem er unverletzt blieb. 1996 wurde sein Dienstwagen von aufgebrachten Kroaten angegriffen.
Nach seinem Rücktritt als Administrator im gleichen Jahr arbeitete er weiter als außenpolitischer Beauftragter und Berater für die EU und die Bundesregierung. Auch als Schlichter in diversen Tarifkonflikten des öffentlichen Dienstes war Koschnick dank seines hohen Ansehens über die Parteigrenzen hinweg erfolgreich.