Sigmar Gabriel würdigt Herbert Ehrenberg zum 90. Geburtstag
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„Nach über 60 Jahren Mitgliedschaft und jahrzehntelangem Engagement in unzähligen Ämtern und Funktionen bist Du einer derjenigen, die heute zu Recht ‚Urgestein’ der Sozialdemokratie genannt werden“, schreibt Gabriel in seinem Glückwunschbrief. „Die sozialdemokratische Wirtschafts- und Sozialpolitik im Nachkriegsdeutschland ist maßgeblich durch Deine Arbeit mitbestimmt worden. Unsere Partei und unser Land haben Dir viel zu verdanken.“
Ehrenberg war Arbeitsminister in schwieriger Zeit
Ehrenberg war von 1976 bis 1982 Bundesarbeits- und sozialminister unter der Kanzlerschaft Helmut Schmidts. Im Amt setzte er sich vor allem für die Wiedergewinnung der Vollbeschäftigung in der damaligen Bundesrepublik ein sowie für die Konsolidierung der Rentenfinanzen und eine Kostendämpfung im Gesundheitswesen. Ehrenberg sorgte unter anderem für die Herabsetzung der Altersgrenze für Schwerbehinderte auf 60 Jahre sowie für die Einführung eines Mutterschaftsurlaubs über die damals bestehende Frist von acht Wochen nach der Geburt hinaus auf sechs Monate. Der Minister setzte aber auch in einem in Teilen von SPD und Gewerkschaften umstrittenen Erlass durch, dass Arbeitslose auch Stellen minderer Qualifikationen anzunehmen und in bestimmten Fällen auch einen Wohnortwechsel vorzunehmen hatten.
Gabriel würdigt die Verdienste des früheren Ministers: „In der sozial-liberalen Koalition von Helmut Schmidt hast Du als Minister für Arbeit und Sozialordnung in einer wirtschaftlich schwierigen Phase alles daran gesetzt, den Sozialstaat funktionsfähig zu halten.“
Vom rechten zum linken Flügel der SPD
Der engagierte Gewerkschafter Ehrenberg trat 1955 der SPD bei. Er war zunächst Mitarbeiter von Georg Leber beim Hauptvorstand der IG Bau, Steine, Erden. Von 1969 bis 1971 war er Ministerialdirektor im Kanzleramt, von 1971 bis 1972 Staatssekretär im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung. 1972 gelang Ehrenberg der Einzug in den Bundestag als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Wilhelmshaven. Dem Bundestag gehörte er bis 1990 an.
In der SPD war Herbert Ehrenberg viele Jahre ein prominenter Vertreter des rechten Parteiflügels. Er gehörte zu den Mitbegründern des lange als eher konservativ geltenden „Seeheimer Kreises“. In den letzten Jahren nahm er eher linke Positionen in der Arbeits- und Sozialpolitik und wurde zu einem Kritiker von Teilen der Arbeitsmarktpolitik der Agenda 2010.
Gabriel: SPD hört auf Ehrenberg
Parteichef Gabriel betont in seinem Glückwunschbrief, Ehrenbergs Kritik sei in der SPD auf fruchtbaren Boden gefallen. „Noch vor wenigen Jahren hast Du Deiner Partei empfohlen, sie möge einen Mindestlohn einführen und den Missbrauch von Leiharbeit begrenzen. Heute ist der Mindestlohn Wirklichkeit und die Leiharbeit einzuschränken sind wir trotz erheblichen Widerstands unseres Koalitionspartners auf einem guten Weg.“