Sieben-Punkte-Plan: Das plant Karl Lauterbach für den Corona-Herbst
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Die Temperaturen steigen und die Corona-Inzidenzen auch. „Wir haben eine Sommerwelle vor uns“, sagt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Freitag in der Bundespressekonferenz. Die Hoffnungen, dass mit sommerlichen Temperaturen das Virus wie in den Vorjahren in den Hintergrund tritt, hätten sich nicht bestätigt. Überraschen würde ihn das nicht. Die Daten aus Südafrika hätten schon vor Monaten gezeigt, dass sich die neuen Untervarianten der Omikron-Variante auch bei hohen Temperaturen ausbreiteten, ein Unterschied zu den Corona-Stämmen zuvor.
Lauterbach wirbt für freiwilliges Maskentragen
Zwar seien auch die Untervarianten harmloser als etwa Delta, das vor einem Jahr beherrschend war, Grund zur Entwarnung sieht der Bundesgesundheitsminister aber nicht. Vorstellungen, eine Corona-Infektion im Sommer könne für den Herbst abhärten, kann Lauterbach nicht nachvollziehen. Jeden Tag stürben zurzeit 50 bis 130 Menschen an einer Corona-Erkrankung. „Das ist keine Kleinigkeit.“ Hinzu komme die Gefahr, an Long-Covid zur erkranken. Der Gesundheitsminister stellt deshalb klar: „Wir können der Sommerwelle nicht sorglos begegnen.“
Da gesetzliche Regelungen zurzeit kaum möglich sind, wirbt Lauterbach für Eigenverantwortung, etwa in Innenräumen eine Maske zu tragen. „Das freiwillige Maskentragen muss zur Normalität gehören“, sagt Lauterbach. Risikogruppen rät er zudem zu einer vierten Impfung. Auch er selbst habe sich bereits ein viertes Mal impfen lassen, „weil ich sehr viele andere Menschen treffe und sie und mich schützen will“.
Sieben Punkte für den Corona-Herbst
Vor allem geht Lauterbachs Blick aber auf den Herbst. „Wir werden nochmal einen Herbst haben ohne Normalität“, sagt der Gesundheitsminister. „Wir werden nochmal mit Schutzmaßnahmen operieren müssen.“ Um auf das, was da kommen wird, besser vorbereitet zu sein als in den Jahren zuvor, bereite sein Ministerium gerade entsprechende Maßnahmen vor. Sieben Punkte nennt Lauterbach dafür.
Eine nationale Impfkampagne soll vorbereitet werden. Dafür sei sein Ministerium bereits im Gespräch mit den Pharmaunternehmen, damit diese angepasste Impfstoffe produzieren. Spätestens im September sollen diese vorliegen. „Wir werden in der Lage sein, jedem den besten Impfstoff anzubieten“, verspricht Karl Lauterbach. Auch ein Testkonzept entwickele das Gesundheitsministerium zurzeit. Die Regelung für die kostenfreien Bürgertests läuft Ende Juni aus. Das neue Konzept will Lauterbach „in den nächsten Tagen“ vorstellen.
Kein neuer Anlauf für die Impfpflicht
Zudem gebe es inzwischen auch gute Arzneimittel, mit denen Infizierte behandelt werden können. Bis zu 70 Prozent verbesserten sie die Heilungschancen, sagt Lauterbach. Sie sollen daher in ausreichender Menge auch für den Herbst vorgehalten werden. „Viel präziser“ müsse sich sie Gesellschaft mit dem Schutz vulnerabler Gruppen, etwa in Pflegeheimen, beschäftigen. Hier steigen die Infektionszahlen zurzeit wieder. „Hygienekonzepte müssen umgesetzt werden“, sagt Lauterbach am Freitag.
Zum September will er ein elektronisches System starten, in dem die Kapazitäten von Intensivbetten und normalen Krankenstationen bundesweit erfasst sind. „So können wir die Pandemie besser steuern“, ist Lauterbach überzeugt. Schul- und Kita-Schließungen will der Gesundheitsminister vermeiden. Das sei „oberstes Ziel“. Die dafür zuständigen Bundesländer werde die Bundesregierung so gut wie möglich unterstützen.
Das Infektionsschutzgesetz als Grundlage nahezu aller Corona-Maßnahmen will Lauterbach „modifizieren“. Die aktuelle Version läuft am 23. September aus, genau zum Beginn des Herbstes. Er sei bereits im Gespräch mit Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP). Die Inhalte des überarbeiteten Gesetzes wollen beide „noch vor dem Sommer“ erarbeiten, damit der Bundestag darüber direkt nach der Sommerpause beschließen kann. Eine Maskenpflicht für die Herbst- und Wintermonate könnte dazu gehören. Einen neuen Anlauf für eine allgemeine Impfpflicht schließt Lauterbach dagegen am Freitag aus.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.